Opfikon rechnet mit einer roten Null

Roger Suter

Der Steuersegen hält an in Opfikon. Allerdings fliesst ein beachtlicher Teil in den Finanzausgleich. Ausserdem stehen nach wie vor grosse Investitionen an.

Trotz sich eintrübender allgemeiner Aussichten steht Opfikon finanziell nach wie vor solide da: Die Stadt rechnet fürs kommende Jahr mit einem kleinen Defizit von 200  000 Franken. Bei einem Aufwand von rund 257 Millionen sind das gerade mal 0,8 Promille. Der Stadtrat plant deshalb mit einem gleich bleibenden Steuerfuss von 94 Prozent – der verglichen mit den meisten Nachbargemeinden tiefer ist: Kloten liegt bei 100 Prozent, Wallisellen bei 93, Rümlang bei 109 und die Stadt Zürich bei 119 Prozent.

Ganz wesentlich zum guten Abschneiden der Opfiker Rechnungen tragen jeweils die Firmen bei. Mehr als die Hälfte der Opfiker Steuereinnahmen stammt von diesen «juristischen Personen». Und im vergangenen Jahr spülte eine unerwartete Steuerzahlung eines offenbar erfolgreichen Unternehmens 30 zusätzliche Millionen in die Stadtkasse – mit der Ansage, dass dieser Geldsegen für die Stadt keine einmalige Sache sei.

Dem ist auch 2026 so: Der Stadtrat rechnet fürs kommende Jahr mit Steuereinnahmen von 155,3 Millionen Franken, noch einmal 7,5 Millionen mehr als 2025 (147,8 Mio. im Budget, da die Rechnung noch nicht vorliegt) und leicht weniger als 2024 (156,6 Mio.). Allerdings ist das Prognostizieren von Firmensteuern eine schwierige Sache: 2023 waren es «nur» 97,4 Mio., 2022 wiederum 126,6 Mio. Franken.

Hinweise, dass sich die Prognose für 2026 stark ändert, hat der Opfiker Finanzvorstand Mathias Zika jedoch diesmal nicht: «Wir rechnen wie erwähnt mit leicht steigenden Steuereinnahmen», sagt Mathias Zika. Dies ganz im Gegensatz zur Nachbarstadt Kloten, die wegen Gewinnwarnungen von Unternehmen unter anderem davon absieht, den Steuerfuss von 100 auf 98 Prozent zu senken. «Auswirkungen der amerikanischen Zollpolitik auf die Opfiker Finanzen sind uns nicht bekannt», so Mathias Zika.

Opfikons Budget sei aber nach wie vor geprägt von den hohen Investitionen für die kommenden Jahre, so Zika weiter. Für 2026 sind dort (einschliesslich Abwasser und Abfall) 25,3 Millionen Franken eingesetzt. Diese belasten die Erfolgsrechnung durch höhere Abschreibungen. Namentlich nennt Zika die bereits angelaufene Sanierung der Schulanlage Mettlen. In Planung befindet sich zudem der Ausbau des Alterszentrums Gibeleich, für den an der letzten Gemeinderatssitzung ein Projektierungskredit bewilligt wurde. Später soll dann das Schulhaus Lättenwiesen saniert werden. «Danach sind wir wieder auf einem guten Stand, was Sanierungen angeht», so Zika.

Wo ist das Geld hin?

Nach einem flüchtigen Blick auf die aktuellen und die letztjährigen Zahlen stellt sich die Frage, was mit dem Steuersegen passiert ist, der letztes Jahr nach der Budgetierung eintraf und der Stadt ein grosses Plus bescherte, dieses Jahr erneut eingeflossen ist und trotzdem nur eine «rote Null» bewirkte. «40 Millionen fliessen neu in den Ressourcen- oder Finanzausgleich», erklärt Mathias Zika, «im Budget 2025 waren es noch 35,8 Millionen Franken.» Dies, weil mit höheren Steuererträgen (CHF 7 Mio.) gerechnet wird. Jedoch schätzt der Stadtrat die Einnahmen bei den Grundstückgewinnsteuern etwa 7 Millionen Franken tiefer ein. Sie werden immer dann fällig, wenn Land verkauft wird, haben aber keinen Einfluss auf den Finanzausgleich. «Wir bekommen also insgesamt gleich viel Steuern, müssen aber im Vergleich zum Budget des Vorjahres mehr in den Finanzausgleich beitragen», so Mathias Zika.

Ebenfalls ins Gewicht fällt der Mehraufwand in der Schule von rund 2,5 Millionen Franken. «Er steigt nicht im gleichen Mass wie die Anzahl Schülerinnen und Schüler vermuten lassen würde», gibt Mathias Zika zu bedenken. 

Volatile Steuern

Auffällig sind ferner die grossen Unterschiede bei den «Aktiven Steuerausscheidungen Gewinnsteuern juristischer Personen». Das sind Steuern aus früheren Jahren, die vom Kanton errechnet, eingefordert und an die jeweilige Gemeinde weitergegeben werden. Diese fallen von 8,3 Mio. (Rechnung 2024) auf 2,3 (Budget 2025) und springen wieder hoch auf 8,3 Mio. (Budget 2026). «Je nachdem, wie weit der Kanton mit Veranlagen ist, sind es in einem Jahr weniger, dafür im nächsten Jahr mehr», sagt Thomas Mettler, Leiter der Abteilung Finanzen und Liegenschaften. Und ganz ähnlich verhält es sich bei den Quellensteuern. Diese werden von in Opfikon wohnhaften, ausländischen Staatsangehörigen ohne Niederlassungsbewilligung entrichtet.

Der Finanzplan 2025 bis 2029 sieht insgesamt etwas günstiger aus. Die Investitionen von 145 Millionen Franken für die nächsten vier Jahre würden den Haushalt zwar belasten und Schulden generieren, doch dessen sei man sich bewusst, erläutert Thomas Mettler. «Das muss man in Zeiten mit grossen Investitionen in Kauf nehmen», sagt er. «Danach erholt sich der Haushalt wieder, so dass man wieder ein Nettovermögen ausweisen kann.» Gemäss Hochrechnung 2025 beläuft sich die Nettoschuld (einschliesslich Spezialfinanzierungen wie Abwasser) auf 14,2 Millionen Franken, soll gemäss Finanzplan auf 71 Millionen im Jahr 2029 steigen und danach wieder abnehmen. Das klingt für sich zwar dramatisch, ist aber nichts einmaliges, so Mathias Zika: «In den 70iger Jahren lag sie aufgrund der damals ebenfalls sehr hohen Investitionen sogar noch höher.»