Nur vier Viertel sind ein Ganzes

Esther Salzmann

Nach fünfjährigen Umbau- und Sanierungsarbeiten konnte die Galerie im Opfiker Dorf-Träff zum zweiten Mal ihre Tore öffnen. Am Freitag, 9. Mai, fand die Vernissage der Ausstellung «Vierviertel – Kunst als Ganzes» statt.

An der Vernissage begrüsste Stadtpräsident Roman Schmid die anwesenden Besucher, darunter auch zahlreiche «unbekannte Gesichter», wie er bemerkte. Sowohl für bekannte als auch für unbekannte Gesichter zählte Schmid ein paar Fakten über den Dorf-Träff auf: Das Gebäude wurde 1664 gebaut und ist das zweitälteste Haus in Opfikon. Es wurde damals Zehntenscheune genannt, weil hier die jährliche Steuer beglichen werden musste. Vor 40 Jahren wurde die Genossenschaft Dorf-Träff gegründet und das Gebäude zu einem Ortsmuseum umgebaut. Im Jahr 2020 wurde das Haus aufgrund der Coronapandemie geschlossen und dann einer Sanierung und Modernisierung unterzogen, was aus verschiedenen Gründen ganze fünf Jahre dauerte. Leider, so Schmid weiter, finde aber nun die vorläufig letzte Ausstellung in der Galerie statt, weil die Stadtbibliothek wegen Sanierungsarbeiten im Schulhaus Mettlen für ein bis anderthalb Jahre hierhin ausquartiert werden müsse.

Wer kennt sie nicht, die Pizza Quattro Stagioni (vier Jahreszeiten), die zu je einem Viertel unterschiedlich belegt ist und mit jedem Viertel einen speziellen Genuss bietet? Eine Vierviertel-Pizza sozusagen. Aber eine Vierviertel-Kunstausstellung? Ja! An der aktuellen Ausstellung «Vierviertel» in der Galerie Dorf-Träff präsentieren vier Künstler Werke aus ihrem unterschiedlichen Schaffen. Galerist Renaud Joye stellte die vier Künstler einzeln kurz vor: Andy Bischof, Peter Ridolfi, Piet Blanken und Grapa Gautschi.

Peter Ridolfi: Nur Rot, Gelb und Blau

Peter Ridolfi ist 1957 in Zürich geboren und in Dübendorf aufgewachsen. Heute lebt und arbeitet er in Oberembrach. Für seine Acrylbilder verwendet er einzig die drei Grundfarben Rot, Gelb und Blau und mischt dazu Schwarz und Weiss. Die Motive entstehen im Kopf, sind abstrahiert, aber oft in der Natur zu finden: Blumen, Gräser, Bäume, Wasser, Wolken und Landschaften.

Andy Bischof: Kamera statt Hammer

Im Zentrum von Andy Bischofs Schaffen steht der Prozess, die Arbeit mit der Kamera. Die Kamera sei sein Werkzeug, sagt er, so wie Hammer und Meissel für einen Bildhauer. Er liebt es, in Schwarz-Weiss zu fotografieren. Dabei spielt er gekonnt mit Licht und Schatten, mit Schärfe und Unschärfe. Eine sehr treffende Aussage von ihm ist: «Es ist nicht wichtig, was du fotografierst, sondern wie du es fotografierst.» Ebenfalls sehr aufschlussreich: «Das Auge macht das Foto, nicht die Kamera.» Paul Klee fand folgende Worte: «Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.» Beeindruckend sind Bischofs Aufnahmen, die Details sichtbar machen, beispielsweise die einer Fahrradkette.

Piet Blanken: Kunst wie Kinder

Der 1963 im thurgauischen Schlatt geborene Piet Blanken lebt und arbeitet in Effretikon. Blanken ist ein Künstler und Handwerker, der mit verschiedenen Materialien und Techniken arbeitet, in Bildern, Skulpturen und Installationen. Was ihn ganz besonders auszeichnet, ist seine selbst entwickelte Technik das Papierschnitts. Wie er auf seiner Internetseite schreibt: «Wir zeichnen, wir basteln, wir kneten, wir schmieren und immer lustvoll und im Moment. Kinder machen ihre Kunst ohne Hintergedanken, sie setzen um, was ihnen begegnet. Dieses Unbeschwerte zu bewahren, sollte für uns alle ein grosses Ziel sein.» Blankens Papierschnittarbeiten lösen immer wieder die gleiche Frage an ihn aus: «Wie lang häsch für das gha?» Seine Antwort: «Lang.»

Grapa Gautschi: Neu kombinieren

Gautschis Bilder und Objekte haben viele Facetten und lassen sich so nicht leicht unter einen Hut bringen. Es fasziniert ihn, verschiedene Materialien zu verwenden, zu bearbeiten und zu kombinieren und sie mit unterschiedlichen Techniken zu einem Ganzen zusammenzufügen. Er arbeitet gerne mit kräftigen Farben und geometrischen Formen, mit Licht und Schatten.

Die Ausstellung ist freitags, samstags und sonntags offen. Die Finissage findet am Sonntag, 25. Mai, von 14 bis 18 Uhr statt.

Fr 8–21 Uhr, Sa + So 14–18 Uhr; Finissage So, 25. Mai, 14–18 Uhr opfikon.ch/dorftraeff/72748