«Minisprint» hilft den Kleinsten sprachlich auf die Sprünge
Die frühe Sprachförderung ist entscheidend für den schulischen und sozialen Erfolg von Kindern. Besonders in Opfikon, wo viele Kinder mit einer anderen Erstsprache als Deutsch aufwachsen, ist eine frühzeitige Unterstützung von grosser Bedeutung. Frühe Sprachförderung ist deshalb Thema in der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik.
Kinder, die mit mehreren Sprachen aufwachsen, erhalten nicht immer ausreichend sprachlichen Input in jeder Sprache. Kinder, die zu Hause wenig Deutsch sprechen, haben oft einen erschwerten Einstieg in den Schulalltag. Dies kann sich auf das Verstehen von Aufgaben, die soziale Integration und die schulischen Leistungen auswirken. Studien zeigen, dass Kinder, die bereits im Vorschulalter gezielt sprachlich gefördert werden, langfristig bessere Bildungschancen haben.
Die Sprachförderung im obligatorischen Schulalter ist im Kanton Zürich gut integriert. Strukturelle Massnahmen wie Sprachförderprogramme und Förderunterricht unterstützen Kinder mit unterschiedlichen sprachlichen Voraussetzungen. In der Stadt Opfikon gibt es beispielsweise eine «Quims»-Schule, die gezielt auf sprachliche und integrative Bedürfnisse eingeht (siehe Box).
Vor der Schule noch zu wenig
Anders stellt sich die Situation im vorobligatorischen Bildungsbereich dar, also in Kitas und Spielgruppen. Hier wäre mehr gezieltere Förderung möglich, insbesondere bei der Sprachförderung im Alltag, bei den Ressourcen und der Ausbildung des Personals. Gerade in den ersten Lebensjahren, in denen sich sprachliche Unterschiede bereits zeigen, kann eine frühe Förderung Kinder dabei unterstützen, am Kita-Alltag teilzunehmen und sich sprachlich sicher zu bewegen.
Hier setzt das Forschungsprojekt «Minisprint» an, das von der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik entwickelt wurde. Ziel des Projekts ist es, die kommunikative Kompetenz mehrsprachiger Kinder im Kita- und Spielgruppenalltag zu stärken.
Das Projekt verfolgt zwei zentrale Ansätze: Einer ist es, Spielangebote zur Sprachförderung zu entwickeln und zu erproben, die den Alltag von Kindern spielerisch mit sprachlichen Lerngelegenheiten verknüpfen.
Der zweite Ansatz ist, die Fachleute in Kitas und Spielgruppen zu schulen, damit diese die Sprache der Kinder früh und in den Alltag integriert fördern können. Das Projektteam von «Minisprint», bestehend aus Karoline Sammann, Hannah Sand, Sonja Schäli, Anke Sodoge und Aysel Kart, arbeitet eng mit Praxispersonen der Spielgruppen in der Stadt Opfikon zusammen. Gemeinsam werden die Spiel- und Professionalisierungsangebote getestet und weiterentwickelt, um sie später einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dadurch können bewährte Methoden in die Praxis überführt und langfristig in die bestehenden Förderstrukturen eingebunden werden. Das Projekt wird unter der Leitung von Karoline Sammann, Professorin und Leiterin des Instituts für Sprache und Kommunikation der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik, durchgeführt. Sie kooperiert dabei mit Sarah Bregy, Integrationsbeauftragte der Stadt, sowie Esther Friedli, Fachliche Beauftragte Frühe Förderung. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, innovative Methoden praxisnah zu erproben und gezielt an die Bedürfnisse der Fachleute und Kinder anzupassen.
Mehrsprachigkeit als Chance
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Mehrsprachigkeit kein Nach-, sondern sogar ein Vorteil ist, wenn beide Sprachen gezielt gefördert werden. Kinder, die in ihrer Erstsprache – egal welcher – sicher sind, entwickeln oft auch bessere Deutschkenntnisse. Eine bewusste Förderung beider Sprachen kann dazu beitragen, dass Kinder langfristig von ihrer Mehrsprachigkeit profitieren. Das Projekt «Minisprint» setzt genau hier an: Durch die Integration von Sprachförderung in den Alltag von Spielgruppen und Kindertagesstätten wird sichergestellt, dass Kinder in einer kommunikativen Umgebung spielerisch kommunizieren lernen, ohne dabei ihre Erstsprache zu vernachlässigen. Die frühe Sprachförderung ist ein wichtiger Bestandteil der Bildungsarbeit im Kanton Zürich und in der Stadt Opfikon. In den letzten Jahren wurden viele wertvolle Massnahmen umgesetzt, um Kindern einen guten Start in ihre Bildungslaufbahn zu ermöglichen.
Schweiz liegt zurück
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Schweiz insgesamt in der frühen Sprachförderung hinter anderen OECD-Ländern liegt. In vielen Ländern sind systematische Sprachförderprogramme bereits im Vorschulalter fest etabliert, während in der föderalistischen Schweiz die Förderung oft auf kantonaler und kommunaler Ebene organisiert wird, was zu unterschiedlichen Ansätzen führt.
Der Kanton Zürich hat in den letzten Jahren wichtige Fortschritte erzielt, insbesondere im obligatorischen Schulbereich. Auch in Opfikon gibt es bereits verschiedene Angebote zur Sprachförderung. Im Bereich der vorobligatorischen Bildung, also in Kitas und Spielgruppen, gibt es jedoch noch Erweiterungspotenzial. Besonders durch eine gezieltere alltagsintegrierte Sprachförderung, den gezielten Einsatz von Ressourcen und die Weiterbildung des Fachpersonals könnten Kinder frühzeitig noch stärker unterstützt werden.
Das Projekt «Minisprint» kann hier eine wertvolle Ergänzung sein, um bestehende Ansätze weiterzuentwickeln und zusätzliche Erkenntnisse aus der Praxis zu gewinnen. Der enge Austausch mit den Spielgruppen und die wissenschaftliche Begleitung ermöglichen es, innovative Methoden zu erproben, zu evaluieren und langfristig weiterzugeben.
Die frühzeitige Förderung von Sprache zahlt sich langfristig aus – für die Kinder selbst, aber auch für die gesamte Gesellschaft. Konzepte wie «Minisprint» zeigen, dass gezielte Sprachförderung nicht nur in Förderstunden, sondern auch als zusätzlicher, natürlicher Bestandteil des Kita- und Spielgruppenalltags wirksam verankert werden kann. (pd.)
«Sprint» und «Minisprint»
«Minisprint» lehnt sich nicht nur vom Namen her an das bestehende Konzept «Sprint» an: Dieses wurde seinerzeit für die Kindergärten entwickelt und gehört seit dem Schuljahr 2023–2024 zum Opfiker Schulangebot. Pro Schuleinheit und Schuljahr gibt es zwei Fördergruppen, zu denen die Lehrpersonen Kinder mit Bedarf anmelden können. Parallel dazu haben sehr viele Kindergarten- und DaZ-Lehrpersonen die «Sprint»-Weiterbildung besucht und arbeiten alltagsintegriert mit «Sprint». Eine Überprüfung hat gezeigt, dass eine «Sprint»-Förderung im Kindergartenalltag wirkt, und zwar vor allem für (mehrsprachige) Kinder mit Sprachförderbedarf wie etwa einer Sprachentwicklungsstörung oder auch Verdacht darauf.
In Opfiker Kinderkrippen – hier die «Bäretatze» im Glattpark an einem Zukunftstag für den Nachwuchs – soll Sprache gefördert werden. bild Archiv rs
«Quims» überall in Opfikon
«Quims» steht für «Qualität in multikulturellen Schulen». Eine teilnehmende Schule erarbeitet dazu Massnahmen, die allen Schülerinnen und Schülern zugutekommen und den Unterricht sowie den Kontakt zwischen Schule und Elternhaus weiterentwickeln. Die Bildungsdirektion gibt den «Quims»-Schulen – und das sind alle in Opfikon – alle drei Jahre spezifische Schwerpunkte vor.