Kniffliger, als es aussieht

Meist versuche ich hier Sie, liebe Leserinnen und Leser, thematisch an der Hand zu nehmen und in die Welt des vorgestellten Spiels zu entführen. Worum geht es im Kern? Welcher Herausforderung stellen sich die Spieler? Wie lassen sich abstrakte Spielregeln einbetten und zugänglicher machen? Doch diesmal geht es schlicht und einfach darum, als Erstes nur noch eine Karte auf der Hand zu haben.

Im Ablegespiel «FTW?!» (steht für «For the Win» oder zu Deutsch «Für den Sieg») erhalten alle Spieler gleich viele Karten auf die Hand. Diese zeigen lediglich Zahlenwerte von 1 bis zu einem Höchstwert – der liegt je nach Spieleranzahl zwischen 36 und 60. Dabei kommt jede Zahl nur einmal vor.

Man spielt reihum eine seiner Karten auf den Ablagestapel. Dabei muss die Zahl immer höher sein als die zuletzt gelegte. Kann oder will man das nicht, spielt man eine niedrigere Zahl offen vor sich aus. Diese und eventuelle weitere, die später dazu kommen, sind nun Hilfskarten. Diese Karte gilt als ­gespielt und zählt nicht mehr zu den Handkarten. Dafür muss man nun aber eine Karte aus dem gemeinsamen Ablagestapel auf die Hand nehmen. Die restlichen werden verdeckt aus dem Spiel genommen. Danach ist der nächste Spieler dran, einen neuen Stapel zu beginnen.

 

«Nach zwei, drei Runden merkt man, wie man plötzlich zu taktieren versucht.»

Thomas Enderle,  Spieletester

 

Die Hilfskarten bieten nun noch eine dritte Möglichkeit: Sie erlauben es, ausnahmsweise kleinere Zahlen auf den Stapel abzulegen. Wenn die Summe der Handkarte und einer oder mehrerer Hilfskarten höher ist, kann man die niedrige Handkarte auf den Stapel legen und die so genutzten Hilfskarten verdeckt zur Seite legen.

So wird reihum gespielt, bis ein Spieler nur noch eine Karte auf der Hand hat. Jetzt wird abgerechnet: Die höchste Karte jedes Mitspielers gibt Pluspunkte. Eventuelle weitere Handkarten werden aber noch abgezogen. Hilfskarten zählen nichts. Es werden so viele Runden gespielt, wie Spieler mitmachen. Gewonnen hat, wer die meisten Punkte sammeln konnte.

Dr. Gamble meint: «FTW?!» hört sich auf den ersten Blick äusserst trivial an. Einfach Karten ablegen, bis man nur noch eine auf der Hand hat? Das kann doch nur ein Glücksspiel sein. Und so spielt sich auch die erste Runde. Auch ich war sehr skeptisch, ob sich hier ­echter Spielreiz entwickeln kann. Doch nach zwei, drei Runden merkt man, wie man plötzlich zu taktieren versucht. Man knobelt, wer wohl die höchsten Karten auf der Hand hat. Soll man lieber mal eine Hilfskarte ausspielen, um dann später die anderen auszustechen? Oder behält man sogar ­bewusst eine sehr tiefe Zahl auf der Hand? Diese wird man vielleicht nicht mehr so einfach los, dafür gibt sie nur minime Minuspunkte. Natürlich spielt Glück immer noch eine erhebliche Rolle, aber «FTW?!» ist ein typisches Beispiel dafür, dass manche Titel erst nach mehrmaligem Spielen ihre wahren Reiz zeigen können. Wer «FTW?!» öfter und meist in gleicher Runde spielt, wird seinen Spass dran haben. Thematisch ist das Spiel sicher nicht, aber als einfach erklärtes Kartenspiel lässt es sich überall super mitnehmen und fast überall spielen.

Dr. Gambles Urteil: 3,5 von 5

 

«FTW?!» von Friedemann Friese, 2F Spiele, 2–6 Spieler, ab 8 Jahren

Gwunderbrunnen

13.10.2025 - 14:00
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