Jetzt werden die Korridore für die Güter-U‑Bahn festgelegt
Der Bundesrat hat den für die Güter-U‑Bahn geplanten Tunnelabschnitt zwischen Härkingen und Glattbrugg provisorisch festgelegt. Er verlangt nun aber weitere, unabhängige Abklärungen – auch ganz grundsätzliche.
Erfreut zeigte sich Ende Juni Cargo Sous Terrain (CST), die künftige Betreiberin der Güter-U‑Bahn, vom Entscheid des Bundesrates. Er hatte am 25. Juni den Sachplan Unterirdischer Gütertransport in einer ersten Fassung festgelegt, wie das bei den Planern heisst. «Der Entscheid des Bundesrates ermöglicht die gezielte Weiterentwicklung des Projekts», schreibt das private Unternehmen denn auch in einer kurz darauf verschickten Mitteilung.
Allerdings: So überzeugt scheint der Bundesrat vom Projekt dann doch nicht zu sein. Da dürften ihn die teils grossen Bedenken des Kantons Zürich und der betroffenen Gemeinden wie Kloten und Opfikon wohl auch beeinflusst haben. CST-Sprecherin Jasmin Knight relativiert: «Die Neuartigkeit unseres Projekts wirft verständlicherweise viele zusätzliche und wichtige Fragen auf, die sorgfältig, strukturiert und stufengerecht beantwortet werden müssen.» Konkret hat das federführende Bundesamt für Verkehr (BAV) nach der Prüfung der Planungsunterlagen durch die beteiligten Behörden entschieden, die Resultate aus dem Sachplanverfahren in einer ersten Stufe dem Bundesrat lediglich als Zwischenergebnisse zur Festlegung vorzulegen.
Bund hat grundsätzliche Fragen
In einem nächsten Schritt soll die Planung vertieft und das Vorhaben von CST räumlich weiter koordiniert werden, so dass der Bundesrat in einer zweiten Stufe die für das Projekt vorgesehenen Räume festsetzen kann. Zuvor aber will der Bund Fragen zur Finanzierbarkeit, zum Nutzen des Systems und sogar zur Machbarkeit von dritten, unabhängigen Experten beantworten haben. Das Bundesamt für Verkehr hat CST deshalb bereits im Frühling einen Überprüfungsauftrag erteilt mit den dazugehörigen Fragestellungen. Dieser Überprüfungsauftrag erfolgte nach einer gemeinsamen Abstimmung mit den Kantonen und CST.
Die Verifizierung wird nach Angaben von Sprecherin Jasmin Knight durch «renommierte Experten pro Fachbereich» vorgenommen. Vor der Auftragserteilung durch CST seien die Fragen mit dem Bundesamt für Verkehr besprochen und durch dieses als passend für den Auftrag bestätigt worden. Die Ergebnisse werden derzeit durch das Bundesamt für Verkehr und weitere Bundesbehörden geprüft. Danach gehen die Resultate an das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) sowie die Kantonsregierungen. Knight betont auf Anfrage: «Der Bericht ist noch in Arbeit und darum noch nicht öffentlich.»
35 Milliarden für eine Güter-U‑Bahn
Es ist ein Megaprojekt: Mit einer U‑Bahn von Genf bis St. Gallen soll der Güterverkehr auf dem Nationalstrassennetz bis zu 30 Prozent reduziert werden. Das voll privat finanzierte Projekt wird von Grossunternehmen wie Helvetia, Coop, Migros, Mobiliar, Post, Swisscom, Vaudoise und ZKB getragen. Doch das 35‑Milliarden-Vorhaben ist ins Stocken geraten. Allerorts wächst Widerstand gegen die geplanten Hubs – auch in Kloten und Opfikon, wo zwei Hubs geplant sind. In seiner Stellungnahme zum Projekt sprach auch der Zürcher Regierungsrat im Herbst vergangenen Jahres Klartext. Als Reaktion darauf hat CST versprochen, «alle Parameter des Projekts nochmals zu überprüfen». Dazu gehören die Streckenplanung und die Standorte der Hubs, also die oberirdischen Bauten, bei denen die Waren aus dem Tunnelsystem an die Oberfläche kommen und dann fein verteilt werden. Überprüft werden soll auch die Finanzierung des Megaprojekts.
«Die Neuartigkeit unseres Projekts wirft verständlicherweise viele zusätzliche und wichtige Fragen auf, die sorgfältig beantwortet werden müssen.»
Spannend wird sein, wie es mit den beiden Hubs beim Flughafen in Kloten und in Opfikon weitergehen soll. Die Stellungnahmen nicht nur der beiden Gemeinden, sondern ebenso des Kantons zu den eingereichten Plänen von CST sind an Deutlichkeit kaum zu überbieten: ungenügende Grundlagen, zurück an den Absender!
Anerkannt wird zwar die entlastende Bedeutung des Projekts für den nationalen Güterverkehr. Gleichzeitig kritisiert der Regierungsrat aber die «insgesamt beschränkte Bedeutung des verkehrlichen Nutzens des unterirdischen Gütertransports, dem lokal aber grosse Auswirkungen gegenüberstehen» würden. Insbesondere der Hub beim Hotel Mövenpick in Glattbrugg liegt für den Kanton ungünstig. Er würde zu einer übermässigen Verkehrszunahme auf der Flughafenautobahn führen. Zudem sei die Erschliessung direkt über die Autobahn nicht nachgewiesen, wäre aber eine zwingende Voraussetzung.
Definitives bis 2027 festlegen
In der nächsten Stufe des Sachplans sollen bis 2027 die Interessen der verschiedenen Beteiligten «im gemeinsamen Dialog und unter Berücksichtigung der kantonalen Richtplanungen», wie CST schreibt, weiter geprüft und abgewogen werden. Die definitive Festlegung der Standorte erfolgt in dieser nächsten Sachplanstufe. Nach erfolgter Festsetzung kann das private Unternehmen die Baubewilligung beim Bundesamt für Verkehr beantragen.
Tag der offenen Tür
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Die Grafik zeigt den in einem ersten Schritt definierten Korridor, in dem die Güter-U‑Bahn gebaut werden soll. Bild zvg
Von Genf bis nach St. Gallen sollen Güter unterirdisch durch die Schweiz transportiert und so die Strassen entlastet werden.