Ingenieur mit Gespür für «culture»
Am 8. Mai ist Werner A. Spath, langjähriger freier Mitarbeiter des «Stadt-Anzeigers», 89‑jährig verstorben.
Werner A. Spath gehörte schon seit 1977 zum Team des «Stadt-Anzeigers» dazu: In der Ausgabe vom 7. April 2011 gratulierte ihm Gründer und Verleger Theophil Maag zum 75. Geburtstag sowie zu 34 Jahren Super-Mitarbeit («eine einmalige Leistung!») und wünschte ihm noch ein langes und gesundes Leben. Und dieses war ihm beschieden.
Werni empfahl sich speziell für kulturelle Anlässe. Er war bei so ziemlich jeder Vernissage in Opfikon dabei, wo es früher neben dem «Dorf-Träff» und dem Stadthaus auch eine private Galerie gab. So bürgerte sich auf unserer Redaktion auch die Schreibweise «Wernissage» ein. Er wusste nicht nur die Sujets zu beschreiben: Oft umschrieb er die Techniken der Kunstschaffenden derart, dass man sich das Resultat auch als weniger kunstaffiner Zeitgenosse anschauen wollte. Aber auch die Fasnacht begleitet er etwa 1985 mit Griffel und Kamera, schmökerte in und kostete von «Grosis Esstisch», einem Kochbüchlein des «Dorf-Träffs». Ergänzend zu alldem frönte er zeitlebens dem Tanz, entweder selber oder als kompetenter Berichterstatter von Tanzanlässen.
Seine gepflegte, präzise und gleichzeitig vielfältige Sprache kam ihm auch bei all den Aufführungen im Kleintheater Mettlen zupass, die er für uns besuchte: Mehr als einmal schien sie die Darbietungen der (Wort-)Künstler auf der Bühne in der Zeitung regelrecht fortzuschreiben.
Von Beruf war der gebürtige Stuttgarter jedoch weder Germanist noch Schriftsteller, sondern Ingenieur, was sich nicht nur in seiner Vorliebe für grosse und kleine Eisenbahnen niederschlug. Einmal schwärmte er geradezu von seinem beruflichen Engagement bei einem Kaffeemaschinenhersteller: «In so einem kleinen Gerät steckt alles drin, was das Ingenieurwesen ausmacht: ein mechanisches Mahlwerk, Hitze, Druck und Wasser.»
Hoffentlich gibt es da, wo du nun bist, auch so interessante Geräte.
«Daheim bin ich dort, wo meine Freunde sind»: Portrait von 1996
«Dass gerade die Stadt am Stadtrand (so der damalige Slogan) ihm zur Heimat geworden ist, scheint kein Zufall und doch auch wieder typisch für Werner Spath; auf jeden Fall empfindet er auch nach zwei Jahrzehnten, dass er damals genau richtig entschieden habe. 1975 hat der gebürtige Stuttgarter darauf geachtet, einen möglichst kurzen Weg zur Arbeit zu haben – und Arbeit hatte er bei der Contraves in Oerlikon. Die Stelle in der Nähe von Zürich wiederum hat er gesucht, um nah an den Zürcher Kulturstätten zu sein.
Die kulturellen Bedürfnisse und die Ausrichtung nach Zürich sind gleich geblieben, zudem hat Werner Spath aber entdeckt, dass in Glattbrugg «überdurchschnittlich viele nette Leute wohnen». In all den Jahren habe er eigentlich nie das Du-bist-halt-ein-Ausländer-Gefühl vermittelt bekommen.
Und das, obwohl der Stuttgarter Contraves-Mann, der noch immer und unverkennbar «schwäbelet», während mehr als einem Jahr arbeitslos gewesen ist, weil der grösste Teil der Entwicklungsabteilung, in welcher er als Ingenieur beschäftigt gewesen war, geschlossen worden ist. Werner Spath hat gestempelt, nach einem neuen Job möglichst in Glattbrugg (siehe oben) gesucht und in dieser Zeit vermehrt für den «Stadt-Anzeiger» geschrieben.
Der Schritt zum Berichterstatter ist ein weiterer für ihn so typisch folgerichtig Schritt. Als aktiver Fussballer – man sieht, unser Mann ist ein Allrounder – hat er sich dem lokalen FC angeschlossen, und «die haben schon bald einmal gemerkt, dass ich neben Tschutten auch schreiben kann. Und schon war’s passiert.» Ja, und dann gab’s bald immer öfter auch andere Schreibanfragen und Aufträge. Heute berichtet Werner Spath als regelmässiger freier Mitarbeiter des «Stadt-Anzeigers» vorzugsweise über die kulturellen Anlässe in der Mettlen, der Bühne, auf der die Kleintheater gastieren. Und wenn’s um Klär- und Kompostieranlagen geht, dann ist er als Spezialist ebenfalls gefragt und dabei.
Das mit der Mettlen kommt natürlich nicht von ungefähr. Seit etwa acht Jahren ist Werner Spath Mitglied in einem der 20 besten Amateurtheater der Schweiz, dem Kleintheater 12, welches jährlich eine Produktion auf die Bühne bringt. Für ihn, der sehr gerne in Komödien mitspielt, liegt die Faszination im Beobachten der zu spielenden Typen, «im Lernen, in der allgemeinen Anspannung und dann im Freispielen». Ob vor, hinter oder auf der Bühne – jeweils zu Saisonende lautet der allgemeine Tenor in der Truppe: «Es war doch klasse. Nächstes Jahr bin ich auch wieder dabei.»
Dass Werner Spath sich im (ganz leicht) vorgerückten Alter so locker auf die Bühne gewagt hat, ist nicht erstaunlich, wenn man weiss, dass er schon seit Jahrzehnten auf dem Tanzparkett zu Hause ist. Als Mitglied des Turnier Tanz Clubs Zürich in Wallisellen und des Tanz Sport Clubs in Dietikon gibt er sich der «Freude an der Bewegung in Verbindung mit Musik» hin und liebt dieses seiner vielen Steckenpferde, weil «man es noch bis ins hohe Alter reiten kann». (…)