Highlight für Platzwart Markus Biber

Damjan Bardak

Seit über zehn Jahren sorgt Markus Biber dafür, dass auf der Sportanlage Au alles rund läuft. Der frühere Bäcker und heutige Platzwart erzählt, warum sein Beruf mehr ist als nur Rasenmähen und wie er mit der englischen Frauennationalmannschaft zusammenarbeitete.

Wenn Markus Biber am Morgen die Garderoben kontrolliert und die sanitären Anlagen reinigt, ist der Tag auf der Sportanlage Au noch jung . Der Platzwart aus Glattbrugg ist längst in Bewegung, noch bevor die ersten Spielerinnen und Spieler ihre Fussballschuhe schnüren. Dass er einmal für die perfekte Spielfläche verantwortlich sein würde, war ursprünglich nicht geplant.

«Ich bin da ein bisschen hineingerutscht», sagt Biber und lacht. Eine Zeit lang hatte die Sportanlage Au keinen Platzwart. Damals half Biber aus, schnitt das Grün rund um die Anlage, reinigte Gebäude – machte einfach, was gerade anfiel. Als 2012 das Klubhaus und die Garderoben umgebaut wurden, suchte die Stadt wieder eine feste Betreuung. «Mich hat es unfassbar gefreut, als ich die Stelle erhielt», erzählt Biber. Zuvor hatte er über dreissig Jahre als Bäcker und Konditor gearbeitet, direkt nebenan beim Coop. «Die Bäckerei zog damals um, aber für mich war klar: Ich bleibe in Glattbrugg. Und das passte dann wunderbar.»

Ein Beruf voller Abwechslung

Dass ihm die Arbeit als Platzwart so viel Freude bereitet, liegt für Biber an der Vielseitigkeit. «Man macht sehr viele verschiedene Sachen.» Ausserdem sei ihm wichtig, dass er sich seine Arbeitszeit selbst einteilen könne. Ein typischer Arbeitstag beginnt mit dem Reinigen der Anlage, gefolgt von Abfallrunden und Rasenpflege. Biber mäht den Rasen, zieht die Spielfeldlinien, schneidet Hecken. Nachmittags geht es meist im Aussenbereich weiter, ehe er abends gegen halb elf noch die Schliessrunde macht – ein Rundgang durch die ganze Anlage, bei dem er schaut, dass alle Räume geschlossen sind und nirgends Wasser läuft.

Je nach Jahreszeit sieht der Alltag anders aus. Im Sommer arbeitet Biber oft sechs Tage pro Woche, während im Winter, wenn auf den Naturrasenplätzen Ruhe herrscht, kürzere Tage anstehen. «Dann trainieren die Älteren auf dem Kunstrasen und die Kleinen in der Halle. Da habe ich etwas weniger zu tun.»

 

«Solange ich hier bin, wird der Rasen gut dastehen.»

Markus Biber, Platzwart der Sportanlage Au

 

Was viele vergessen: Der Beruf besteht längst nicht nur aus Rasenmähen. «Das viele Reinigen unterschätzt man», betont Biber. Leider werde auch immer mehr kaputtgemacht. Schmierereien und Graffiti hätten laut dem Platzwart in den letzten Jahren zugenommen. «Dann ist es gut, dass jemand da ist, der schaut.»

Neben Besen und Putzmitteln gehört auch Technik zu seinem Alltag. Für den Kunstrasen benutzt er eine Maschine mit Bürste und Sauger, die den Dreck herauszieht. Granulat, sagt Biber, habe er bewusst keines auf der Anlage. «Das klebt sonst überall, in den Schuhen, in den Garderoben. Ohne Granulat ist zwar die Lebensdauer des Kunstrasens etwas kürzer, aber dafür bleibt alles sauberer.»

Wenn das Wetter nicht mitspielt

Gute Plätze sind kein Zufall. «Du brauchst gute Drainagen und musst die Sickerschlitze regelmässig erneuern, damit das Wasser abläuft», erklärt Biber. Wenn es stark regnet, müsse er schnell reagieren. Notfalls sperrt er den Platz und lässt die Teams auf den Kunstrasen ausweichen. Er achtet genau darauf, dass die Plätze nicht überstrapaziert werden. «Ein Rasen sollte pro Woche nicht mehr als 28 Stunden bespielt werden», so Biber. Sonst gehe er ­kaputt. Bülach zum Beispiel habe zwei Plätze und bekomme deshalb jährlich Probleme, ihre Rasen intakt zu halten. Gemeinsam mit den Vereinsverantwortlichen erstellt Biber deshalb die Trainingspläne, damit sich Belastung und Erholung im Gleichgewicht halten.

Auch wenn Markus Biber vieles selbst in die Hand nimmt, funktioniert die Arbeit nur im Zusammenspiel mit anderen. «Ich helfe den Gärtnern der Stadt, die Sportplätze der Schulanlagen zu vertikutieren. Dafür übernehmen sie bei mir die Hecken.» Und mit der Firma Realsport arbeitet er bei grösseren Aufträgen wie Sanden oder Düngen zusammen. Aktivitäten, wofür Biber keine eigenen Maschinen hat.

Ein Rasen für Europameisterinnen

Ein Höhepunkt in Bibers Laufbahn war die Zusammenarbeit mit der englischen Frauennationalmannschaft, die während der Europameisterschaft in der Schweiz auf der Sportanlage Au trainierte. «Im März kam ihr Greenkeeper, um sich den Platz anzuschauen. Im Mai begannen wir, ihn genau nach ihren Vorgaben vorzubereiten», erzählt Biber. «Als das Team ankam, war immer ein englischer Greenkeeper vor Ort. Was die machen, kann ich allein gar nicht leisten – die haben den Platz von Hand gemäht, auf 22 Millimeter genau.»

Er probierte die Maschine selbst aus. «Ich hatte vier Stunden, um den ganzen Platz zu mähen», sagt er und lacht. Aber es sei beeindruckend gewesen, wie sie gearbeitet haben: Düngen, Mähen, Wässern war alles perfekt aufeinander abgestimmt. Der Rasen wurde dichter, grüner, schöner. Es machte Biber Freude, das mitzuerleben. Während der Trainingszeit hielt sich Biber im Hintergrund. Er half beim Wässern, schaute, dass alles funktionierte, und war da, wenn der Staff etwas brauchte. Mit den Spielerinnen hatte er wenig Kontakt, da diese nach den Trainings umgehend in ihr Teamhotel zurückkehrten.

Was Biber aber mitnahm, war Erfahrung. Seither mäht er etwas tiefer, wodurch diese Streifen entstehen, die man aus Fussballstadien kennt. Das kommt von der Walze hinter dem Mäher, die den Rasen in eine Richtung legt. England hat den Rasen damals wie ein Schachbrett gemäht. «Das sah grossartig aus», meint der Platzwart. Besonders in Erinnerung blieb ihm das letzte Gruppenspiel zwischen England und Schweden. «Meine Chefin und ich wurden eingeladen. England stand kurz vor dem Aus – und hat dann doch gewonnen.» Letztlich kürten sich die «Lionesses», wie man das englische Frauennationalteam nennt, zu Europameisterinnen und verteidigten den Titel.

Bis heute steht Biber mit den englischen Greenkeepern in Kontakt. «Ziel wäre es, einmal ihre Anlage in England zu besuchen. Dort haben sie Dutzende Platzwarte, die sich nur auf ihre Arbeit konzentrieren. Keine Reinigung, keine Administration – reine Platzpflege. Und sie haben eine richtige Ausbildung dafür.»

Das perfekte Grün

Seit Markus Biber die Verantwortung für die Anlage Au übernommen hat, hat sich vieles verändert. Heute wird ständig etwas erneuert: der Kunstrasen, die LED-Beleuchtung, Drainagen, das Retopping der Laufbahn. «Wir bleiben stets dran», sagt Biber. Seine Ideen findet die Stadt meist unterstützenswert. Bisher wurden alle Vorschläge, die Biber als wichtig erachtete, von der Stadt genehmigt und umgesetzt. Technik spielt zunehmend eine Rolle. Auf den Dächern der Anlage sind Solarpanels installiert, und die Beleuchtung wird Schritt für Schritt auf moderne Systeme umgestellt. Was für Markus Biber einen idealen Sportplatz ausmacht, ist schnell gesagt: «Ein schöner, gepflegter Rasen. Ich habe selbst lange Fussball gespielt und weiss, wie frustrierend es ist, auf einem Acker mit Löchern zu spielen.» Die Pflege sei entscheidend. Während Corona trainierte auch die erste Mannschaft des FC Zürich auf der Sportanlage Au, weil sie mit ihrem Platz im Heerenschürli unzufrieden war. «Das war eine schöne Bestätigung – da wussten wir: Wir machen’s richtig», so Biber.

Wohnen vor Ort hilft

Als Platzwart ist Biber rund um die Uhr im Einsatz. «Wenn man direkt bei der Anlage wohnt, kann es schon mal um zehn Uhr abends klingeln. Dann muss man raus und etwas erledigen.» Ruhezeiten sind selten, Flexibilität Pflicht. Zudem müsse man gut mit Spielern, Trainern und Zuschauern umgehen können. Wenn jemand raucht, wo er nicht darf, oder sich daneben benimmt, muss Biber das ansprechen. Und manchmal wird es an Spielen auch hitzig – da muss der Platzwart schlichtend eingreifen. Er bedaure, dass heute immer weniger Abwarte direkt vor Ort wohnen. «Wenn jemand da ist, merken die Leute das. Es gibt Sicherheit und sorgt dafür, dass Ordnung herrscht.»

Dass Markus Biber nach über einem Jahrzehnt noch immer jeden Tag mit Freude zur Arbeit geht, merkt man ihm an. Er mag die Vielfalt, die Verantwortung und dass er hier etwas gestalten kann. «Ich sehe, was ich gemacht habe. Und wenn jemand sagt: ‹Der Platz sieht super aus›, dann ist das das schönste Kompliment.» Er schaut über die gepflegte Rasenfläche der Sportanlage Au, wo bald wieder Kinder den Ball rollen lassen. «Solange ich hier bin», sagt er und lächelt, «wird der Rasen gut dastehen.»

Markus Biber ist stolz auf den Rasen der Sportanlage Au. Neben den Engländerinnen war auch der FCZ schon hier fürs Training. Bilder Damjan Bardak

Verglichen mit England ist Markus Bibers Fuhrpark bescheiden.

Sein Arbeitszimmer zieren auch Autogrammkarten von Spielern, die hier trainiert haben.

Gwunderbrunnen

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