Gedankensplitter: Neu

Friedjung Jüttner

Das Adjektiv «neu» ist uns allen sehr vertraut. Mir selber war zwar bekannt, aber nicht bewusst, welche verschiedenen Bedeutungen es haben kann.

Ich zähle mal einige mögliche Bedeutungen auf:

Neu = noch nicht benutzt, nicht abgenützt.

Neu = anders als früher, als bisher.

Neu = noch unbekannt, unvertraut.

Neu = aus jüngster Zeit stammend.

Nun kann man ein Adjektiv auch in ein Nomen umwandeln und vom «Neuen» reden. Martin Buber hat es getan, wenn er vom «wahrhaft Neuen» spricht. Aber was ist das? Gibt es auch unwahres Neues? Buber erklärt es, wenn er sagt: «Das wahrhaft Neue ist nie eine Änderung, sondern ein Ewiges, das erscheint.»

 

«Nun kann man ein Adjektiv auch in ein Nomen umwandeln und vom ‹Neuen› reden. Martin Buber hat es getan, wenn er vom ‹wahrhaft Neuen› spricht. Aber was ist das? Gibt es auch unwahres Neues?»

Friedjung Jüttner, Dr. phil., Psychotherapeut

 

Ich versuche, diesen Satz jetzt zu erklären. Wenn ich Buber richtig verstehe, dann geht es ihm hier weniger um Wahrheit, also darum, ob sie wirklich war oder ewig ist, sondern viel mehr um Bedeutungen für den einzelnen Menschen. Diese Bedeutungen können neu aufscheinen und zu persönlichen Wahrheiten werden. Was für den Einzelnen, der etwas Bedeutsames gerade entdeckt, neu ist, ist auf die gesamte Menschheit bezogen ein Ewiges, etwas, was schon immer da, aber nicht entdeckt war oder noch nicht erschienen ist.

Nun sollten wir uns aber auch die Frage stellen: Was heisst das konkret für unseren Alltag? Ich meine, da geht es um etwas ganz Persönliches. Um neue oder alte Beziehungen, um neue Wünsche und Interessen, die auf Verwirklichung warten. Vielleicht sind es nur Ideen, die aber unser Leben beeinflussen. Um persönlich «wahrhaft Neues».

Ich hoffe, Buber würde das jetzt mit einem «Sag’ ich doch!» bestätigen.