Gedankensplitter: Elektrostecker
Auf meinem Schreibtisch liegt seit Tagen ein Elektrostecker mit Kabel. Er diente mal zum Aufladen eines Handstaubsaugers. Der Staubsauger ist längst entsorgt. Aber dieser Stecker mit dem daran hängenden Kabel ist aus irgendeinem Grund bei mir geblieben.
Vielleicht, weil ich gemeint habe, ich könnte ihn noch mal brauchen. Nun bin ich bereit, mich von ihm zu trennen. Ich sehe ihn täglich daliegen und sage mir: «Den solltest du noch entsorgen.» Es bleibt bei dem Gedanken. Ich tue es nicht. Ich hätte eine Kiste und eine Schublade, in die ich den Elektroschrott, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hat, gewöhnlich ablege. Es würde mich höchstens fünf Minuten Zeit kosten, das zu tun. Aber ich nehme sie mir nicht. Warum? frage ich mich.
Bin ich blockiert, wenn es ums Aufräumen geht? Eher weniger. Habe ich Hemmungen, meinen Elektromüll wieder anzuschauen und auch noch zu vergrössern? Da ist offenbar etwas dran. Wenn ich mich recht erinnere, warten dort alte Telefone, Rechner, Akkus, Kopfhörer und eine Unmenge an Kabeln darauf, richtig entsorgt zu werden.
«Das Kabel erinnert an den Rattenschwanz von zusätzlichen Aufgaben, die erledigt sein wollen.»
Meine Hemmung, in den Keller zu gehen und meinen ausgedienten Stecker endlich in die dort dafür vorgesehene Schublade zu legen, ist also gar nicht das grosse Problem. Es graust mir vielmehr, alle diese Sachen sachgerecht zu entsorgen. Die Zeit, die das in Anspruch nimmt, reut mich offenbar. Es gibt auch noch andere Bedenken: Es ist auch ein Rasierer dabei, an den ich mich nicht mehr erinnere. Ist der wirklich ausrangiert oder nur abgelegt? Könnte es mich reuen, ihn einfach wegzuwerfen?
Der Elektrostecker ist eines. Aber das Kabel, das an ihm befestigt ist, erinnert an den Rattenschwanz von zusätzlichen Aufgaben, die erledigt sein wollen, wenn man sich darauf einlässt, mal Ordnung zu machen.
Also, schieb ich’s auf.