Ferien verdanken wir den Gewerkschaften

Die Sommerferien stehen vor der Türe! Das ist für viele Menschen die schönste Zeit des Jahres. Für zwei, drei Wochen zu verreisen, ist für viele die Würze des jährlichen Arbeitsalltags und die Leute erzählen gerne davon. Was heute als selbstverständlich gilt, gab es allerdings nicht immer und musste hart erkämpft werden.

Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war ein Leben ohne Ferien in der Schweiz  die normale Realität. Erst nach dem Landesstreik von 1918 haben sich die Gewerkschaften, die sich bis dahin vor allem für bessere Löhne und eine Senkung der Arbeitszeit einsetzten, intensiv der Forderung nach Ferien für alle angenommen und dafür gekämpft. Mit Erfolg: Erste Branchen setzten Arbeitszeitgesetze durch, in denen Ferienansprüche geregelt waren, wenn auch nur von einigen Tagen pro Jahr. 

 

«Das Beispiel der USA beweist das: Die Gewerkschaften sind schwach und der Ferienanspruch liegt bei nur zwei Wochen im Jahr.»

Thomas Wepf, Gemeinderat SP

 

Nach anderen Kantonen wurde 1952 auch in Zürich durch eine Volksabstimmung ein kantonales Feriengesetz erlassen, nach dem alle Arbeitnehmer zwei Wochen Ferien im Jahr erhielten. Und seit dem 1. Juli 1984 gelten als Folge einer Volksinitiative und gegen den Widerstand von Arbeitgebern in der Schweiz vier Wochen Ferien für alle.

Fünf Wochen Ferien – minimum

Heute begegne ich zunehmend Leuten, die es stört, dass sie noch immer nur vier Wochen Ferien im Jahr haben. Während es beim Lohn vorwärtsgegangen ist – wenn auch vielfach nur ungenügend –, hat sich bei ihren Ferien seit Jahrzehnten nichts bewegt.

Da ist ein Unbehagen. Zwar identifizieren sich viele, die eine Stelle haben, stark mit ihrer Arbeit. Ebenso verbreitet ist aber die Feststellung, dass der Stress bei der Arbeit gestiegen ist. Vier Wochen Ferien sind rasch aufgebraucht. Erst recht bei Familien mit Kindern. Die Flucht in die Teilzeitarbeit ist für die meisten keine Lösung.

In der Realität der Arbeitswelt gibt es allerdings grosse Unterschiede. Sobald es in einer Branche Gesamtarbeitsverträge gibt, sind die Verhältnisse besser und die Ferienansprüche meist bei fünf Wochen, für Ältere oft bei sechs Wochen. Gäbe es diese Gesamtarbeitsverträge nicht, hätten die meisten nur vier Wochen Ferien. Wie ohne Gesamtarbeitsvertrag auch ihre übrigen Arbeitsbedingungen schlechter wären. Das Beispiel der USA beweist das: Die Gewerkschaften sind schwach und der Ferienanspruch liegt bei nur zwei Wochen im Jahr.

Ohne Gesamtarbeitsvertrag gilt nur das Gesetz. Das Gesetz regelt das Minimum. Und dieses Minimum liegt beim Ferienanspruch seit über vierzig Jahren bei vier Wochen. Trotz der enorm gewachsenen Wirtschaftsleistung in dieser Zeit  – eigentlich unglaublich.

Darum ist heute beim gesetzlichen Ferienanspruch wieder ein Schritt nach vorne fällig. Aus wirtschaftlichen Gründen, aber vor allem, weil das einem verbreiteten Bedürfnis entspricht. Ein Minimum von fünf Wochen scheinen mir heute genauso mehrheitsfähig wie letztes Jahr die 13. AHV-Rente. Fünf Wochen Ferien im Jahr sind nicht mehr als Anstand und Respekt gegenüber denen, die das ganze Jahr hart arbeiten. Damit viele mit noch leuchtenderen Augen von verlängerten Ferien erzählen können.

 

In der Rubrik «Aus dem Gemeinderat» schreiben Opfiker Gemeinderätinnen und Gemeinderäte regelmässig Beiträge. Sämtliche im Parlament vertretenen Parteien bekommen hierzu Gelegenheit.