Buchtipp: Ein Leben später
Hals über Kopf verlässt die Pianistin Jule Wien, um ihrem gewalttätigen Ex-Freund zu entkommen. Zuflucht findet sie unerwartet in einem Haus in der Provence.
Jule fühlte sich in zwei Hälften geteilt. Da war die Frau, die schlagfertig, mutig und stark sein konnte, die kluge Dinge sagte, entschlossen anpackte. Und dann war da die Frau, die schwach und unsicher und verzagt war und vor lauter Angst keine Luft mehr bekam. Die Frau, die sich bis in dieses Krankenzimmer hatte prügeln lassen. Zwei Frauen, die sich vertrugen, weil sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Wie durch eine hermetische Wand schienen sie getrennt. Es wurde Zeit, die Wand durchlässiger zu machen. Die beiden mussten sich ansehen, sich treffen, sich austauschen. Im Chemieunterricht war es einfach gewesen; eine semipermeable Membran zwischen zwei unterschiedlichen Flüssigkeiten liess die eine mit der anderen in Kontakt treten. Die Wand in Jule, sie musste eine solche Membran werden.
In der malerischen Landschaft Südfrankreichs öffnet sie ihr Herz wieder für die Schönheiten des Alltags – und stellt sich ihren Dämonen.
Annette Hohberg. Ein Leben später. Droemer. 2025. Bild ZVG
Informationen: www.opfikon.ch/stadtbibliothek