«BeWe» – Berufswahl zum Anpacken

Roger Suter

Für die Opfiker Berufswerkstatt bringen örtliche Firmen nicht nur ihre Lehrlinge, sondern auch ihre Werkzeuge ins Schulhaus Halden. Dort können die Jugendlichen der 2. Oberstufe ausprobieren, was ihnen gefallen könnte.

Im April heisst es im Oberstufenschulhaus Halden jeweils: Berufswerkstatt! Über 200 Jugendliche aus 10 Klassen – ­darunter erstmals 36 Jugendliche der Gesamtschule Oberhausen (die alle 11 Schuljahre vom Kindergarten bis zur Sek umfasst) – besuchen dann für je eine Stunde einen der knapp 30 vorgestellten Berufe. Und weil es eine Werkstatt ist, können sie dort nicht nur zuhören, sondern auch zupacken: Auf dem Pausenplatz sägen sie mit angehenden Zimmerleuten dicke Balken so zurecht, dass sie sich zu einem Giebel zusammenfügen lassen. Beim Sanitär verschweissen sie genau abgelängte Plastikrohre miteinander. («Das ist geil», wird einer später einem Mitschüler vorschwärmen.) «Alle Schweissnähte werden nummeriert und lassen so zuordnen, falls etwas ‹rünnt›», erklärt ein Lernender, nur wenig älter. «Das ist wichtig für die Qualitätskontrolle, schliesslich geht es um Trinkwasser, um ein Lebensmittel.»

Ganz anders geht es in der Turnhalle zu. Dort erklärt die Leiterin der Kindertagesstätte Popcorn, Claudia Baumgartner, den Jugendlichen, worauf es ankommt: «Fachleute für Kinderbetreuung spielen nicht einfach mit ihnen, sondern beobachten sie dabei genau.» Sie dokumentieren ihre Entwicklung, wie sie spielend die Welt erobern, und können so verunsicherten Eltern aufzeigen, dass Kinder nicht nach terminierten Checklisten beurteilt werden sollten, sondern vieles selber lernen – manche früher, manche auch etwas später.

Wahl- und «Pflichtberufe»

Ganz frei in der «Berufswahl» waren die Jugendlichen indes nicht: «Sie konnten sechs Wünsche anbringen», erklärt Dominik Escher das bewährte Prozedere. «Die ersten beiden erfüllen wir sicher. Danach müssen wir manchmal etwas jonglieren, um möglichst alle Plätze und Posten auszulasten», so der Werklehrer weiter. «Und einen Beruf bekommen sie, um ihren ­Horizont zu erweitern.» Will heissen: Hat jemand vor allem Büro- oder Computertätigkeiten im Visier, erhält er oder sie sicher noch einen handwerklichen Beruf. Dennoch verzeichnete Dominik Escher an diesem Vormittag kaum Absenzen (sie würden auch sanktioniert). Und er freut sich über das Engagement der grossen und der kleinen Firmen in Opfikon, die sich trotz viel Arbeit und Zeitdruck Mühe geben, den Jugendlichen etwas zu bieten.