Zollhammer USA: «Nur 15 Prozent der Exporte gehen in die USA»

US-Präsident Donald Trump verhängte vor gut zwei Wochen Zölle von 39 Prozent auf Importe aus der Schweiz. Was bedeutet das für die Region? Wir haben nachgefragt bei Patrick Blöchlinger, dem Präsidenten der Arbeitgeber Zürcher Unterland (AZU).

Patrick Blöchlinger ist seit 2025 Präsident der Arbeitgeber Zürcher Unterland (AZU). Beruflich führt er das von ihm im Jahre 2006 gegründete Familienunternehmen Blöchlinger, Frisch und Kühllogistik GmbH. Das Unternehmen hat sich auf die Feinverteilung und -kommissionierung von Lebensmitteln und Pharmazeutika spezialisiert und ist schweizweit tätig. Mitglieder in der AZU sind auch international tätige Firmen wie die Robert Aebi Group, die Firma Reishauer AG, die Bucher Municipale AG oder die Dormakaba AG.

Löst US-Präsident Donald Trump mit ­seinem Handeln aus Ihrer Sicht eine Wirtschaftskrise im Kanton Zürich aus?

Nein, davon gehe ich derzeit nicht aus. Wie sich die Zölle jedoch langfristig auf die Wirtschaft auswirken, wird sich zeigen. Von allen Exporten im Kanton Zürich gehen 15 Prozent in die USA. Dies ist deutlich tiefer als der gesamtschweizerische Schnitt mit 19 Prozent, ist aber für die ­betroffenen Unternehmen eine starke Belastung. Deshalb muss schnellstmöglich nach einer Lösung gesucht werden.

Sind Ihre Mitglieder aus Ihrem Verband von diesen Importzöllen betroffen?

Der grösste Teil unserer Mitglieder ist von den Importzöllen nicht betroffen, da sie, falls überhaupt eine Handelsbeziehung mit Amerika besteht, bereits eigene Produktionsstandorte in Amerika haben. Dadurch fallen keine Importzölle an. Jedoch könnten die Materialpreise steigen, was die Produkte teurer machen würde.

Wie ist Ihre Einschätzung: Werden die US-Zölle zu einem Stellenabbau im Glattal bzw. im Unterland führen?

Nein, längerfristig nicht. Und sollte es kurzfristig zu Engpässen kommen, muss den betroffenen Unternehmen unkompliziert und schnell geholfen werden, beispielsweise mit der Kurzarbeitsentschädigung.

Der Zollhammer hat sich schon länger angekündigt: Wie haben sich die Unternehmen aus dem Glattal bzw. dem Unterland darauf vorbereitet?

Ich bin mir sicher, dass die betroffenen Unternehmen, zumindest soweit es möglich war, sich darauf vorbereitet und nicht einfach in den Tag hinein gearbeitet haben.

Hand aufs Herz: Haben wir als Schweizer Wirtschaft zu sehr vom amerikanischen Markt profitiert, und jetzt sinken einfach die Margen?

Der amerikanische Markt ist immer noch auf Platz 1, was den Export anbelangt, und natürlich sehr attraktiv für Unternehmen, die exportieren. Unsere Exportunternehmen, da bin ich mir sicher, haben die Preise in der Vergangenheit richtig kalkuliert. (pat./ ls.)

Ökonom Johannes von Mandach: «Es stehen schwierige Monate und Jahre bevor»

Wenn es um Wirtschaftsanalysen geht, ist die Firma Wellershoff & Partners eine der führenden Adressen in der Schweiz. Hier arbeitet auch Johannes von Mandach, Head of Economic Resarch. Auf Anfrage dieser Zeitung prognostiziert er – sollten die Zölle in der angekündigten Höhe von 39 Prozent bestehen bleiben – «eine kaum vermeidbare Rezession». Denn: «Rund 40 Prozent der Wirtschaftsleistung hängen direkt am Exportsektor. Auf Länderebene sind die USA unser wichtigster Handelspartner, und der Austausch wird wesentlich von der wertschöpfungsstarken Pharmaindustrie getragen. Entsprechend stehen schwierige Monate und Jahre bevor.» Von Mandach ist also weniger optimistisch als Patrick Blöchlinger (siehe Hauptartikel). Eine gewisse Entwarnung sieht von Mandach hingegen für die Region Zürich. Denn die Industrie trage hier etwa 13 Prozent zur Wertschöpfung bei und liege damit deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt. Für diesen industriellen Teil sei der US-Markt zudem weniger bedeutend als für die Gesamtwirtschaft. «Trotzdem belasten Zölle in erster Linie den Absatz, weil betroffene Unternehmen die Kostensteigerungen nur teilweise auffangen können», so von Mandach. Das führe zu tieferen Umsätzen, schmälere die Margen und schränke Investitionen ein. «Sicher scheint mir, dass deutlich weniger neue Stellen geschaffen werden.» Der grösste Hebel gegen eine Rezession liege deshalb im Inland. «Ohne die Pharmaindustrie stagniert das qualitative Wachstum der Schweizer Wirtschaft seit Jahren», weiss von Mandach. In vielen Branchen blieben Effizienzgewinne aus, nicht zuletzt wegen einer zunehmenden Regulierungsdichte. So sollte die Schweiz den Zugang zu neuen Absatzmärkten suchen und ihre Handelsbeziehungen gezielt diversifizieren. Ebenso wichtig sei es, die wirtschaftlichen Beziehungen mit der Europäischen Union (EU) zu klären und zu vertiefen. (ls.)

Gwunderbrunnen

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