Zoll öffnet Türen mit Spürhunden und Schmuggelware
Am Sonntag hat der Schweizer Zoll auf der Zuschauerterrasse des Flughafens Einblick in seine Arbeit gewährt. Verbotene Souvenirs, aufmerksame Vierbeiner und erstaunte Besucher – ein Tag zwischen Aufklärung und Action.
Eine ausgestopfte Schildkröte starrt aus der Vitrine, daneben schimmert eine Elefantenstatue aus Elfenbein. Gefälschte Luxustaschen reihen sich neben Pistole und Schmetterlingsmesser. Was hier wie eine skurrile Sammlung wirkt, sind beschlagnahmte Waren – Dinge, die Reisende an der Grenze nicht hätten mitbringen dürfen. «Viele denken, es handle sich um harmlose Souvenirs», erklärt ein Zollmitarbeiter. «Der Grossteil ist sich dessen nicht bewusst, dass gewisse Gegenstände verboten sind.»
Kontrolle basiert auf Erfahrung
Im eigens aufgestellten Zelt auf der Zuschauerterrasse herrscht reges Treiben. Rund ein Dutzend Besucherinnen und Besucher drängen sich um den Infostand, studieren Flyer, begutachten die Exponate. Die Fragen folgen rasch: Wie erkennt man Fälschungen? «Oft schon an der Kommunikation», sagt der Zollmitarbeiter. «Wenn jemand erzählt, er habe für eine Luxusmarke nur 50 Euro bezahlt, ist klar, dass etwas nicht stimmt.» Zusätzlich helfen Merkblätter der Hersteller beim Vergleich. Doch am Anfang stehe meist das Bauchgefühl, gepaart mit Erfahrungswerten über bestimmte Destinationen.
Der Zoll gehört zum Eidgenössischen Finanzdepartement und unterscheidet sich damit von der kantonalen Polizei. Seine Aufgabe: Waren, Personen und Transportmittel an der Grenze und im Inland kontrollieren, Illegales aus dem Verkehr ziehen, Bevölkerung und Wirtschaft schützen. Von Waffen über Tierschutz bis zur Visumpflicht reicht das Spektrum.
Labradore mit feiner Nase
Am Nachmittag wird es dann konkret. Die Diensthundeshow lockt mehrere Dutzend Kinder und Erwachsene an. Im Kreis stehend beobachten sie gebannt, wie die beiden Diensthunde Jazz und Gino ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Jazz, ein dreijähriger Labrador, ist auf Gepäckstücke spezialisiert und spürt Betäubungsmittel auf. Gino, achtjährig und ebenfalls Labrador, findet tierische Materialien und Produkte aus bedrohten Arten.
Die Kinder können direkt mitmachen und halten die für die Show vorbereiteten Gepäckstücke im Halbkreis. In einem versteckt sich ein präpariertes Drogenpaket. Der Hundeführer vom Zoll wechselt Jazz’ Halsband, das Signal, dass die Arbeit beginnt.
Jazz schnüffelt konzentriert, die aufgeregten Kinder ignoriert er vollständig. Plötzlich verweilt er länger bei einem Gepäckstück, dreht sich zu seinem Führer um. Gefunden. Ein Klicken ertönt, dann folgt die Belohnung: ausgiebiges Spielen. Jazz springt begeistert umher.
Nun ist Gino an der Reihe. Er erschnüffelt einen Shahtoosh-Schal, gefertigt aus dem Fell des bedrohten Tschirus, einer tibetischen Antilopenart. Die kleinen Schühchen an Ginos Pfoten sind übrigens kein modisches Accessoire. Sie verhindern, dass die Hunde beim Graben Beweismittel beschädigen. Nach getaner Arbeit dürfen die Kinder die Vierbeiner streicheln.
Die Botschaft des Tages bleibt hängen: «Am besten keine Tierprodukte mitbringen und Luxusmarken im Ausland meiden», rät ein Zollmitarbeiter. Und bei Unsicherheiten? «Einfach anmelden.»
Schmuckelefant aus totem Elefant (Elfenbein).
Skurril: eingelegte Schlangen.
In der Natur bedroht, hier als ausgestopftes Souvenir: eine Meeresschildkröte.
Beschlagnahmt werden nebst Tierprodukten auch immer wieder illegale Waffen.
Viel Interesse weckte die Diensthundeshow: Gino findet mit seiner trainierten feinen Nase (eigens vorgängig präparierte) Pakete, in denen tierische Produkte versteckt sind. Bilder Dennis Baumann