PFAS am Glattufer bremsen Renaturierung aus

Roger Suter

Am Glattufer und in den Feldern wurden sogenannte PFAS-Chemikalien entdeckt. Der Flughafen stellt deshalb nur noch den ersten Bauabschnitt fertig, danach wird die Umsetzung unterbrochen.

Lange waren sie der breiten Bevölkerung unbekannt, wurden aber seit Jahrzehnten in vielen Produkten verwendet – per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS. Diese grosse Gruppe organischer Industriechemikalien kommt in der Natur überhaupt nicht vor und baut sich dort auch kaum ab, mit dem Resultat, dass sie sich in vielen Böden auch im Kanton Zürich angereichert haben, wie die Zürcher Baudirektion herausgefunden hat.

So auch dort, wo der Flughafen derzeit grosse Mengen an Erdreich abträgt. Ziel ist es, der Glatt einen neuen, abwechslungsreicheren Lauf zu geben und Pflanzen und Tieren neuen Lebensraum – als Kompensation für andere Bauten, zu der die Flughafenbetreiberin verpflichtet ist («Stadt-Anzeiger» vom 28. August)

Angesichts der laufenden schweizweiten Diskussion über PFAS-Schadstoffe in Böden hat man auf dieser Baustelle systematisch Bodenproben genommen, teilt der Flughafen mit. Dabei stellte man in den bisher landwirtschaftlich genutzten Böden und den Glattuferböschungen unterschiedliche PFAS-Werte fest – je nach Nähe zum Wasser und früherer landwirtschaftlicher Nutzung der Flächen. Mit dem Betrieb des Flughafens hätten die PFAS jedoch nichts zu tun: «Die betroffenen Flächen des Projekts ‹Glattrevitalisierung› liegen ausserhalb des Flughafenperimeters», betont der Flughafen in seiner Mitteilung. «Das Projektgebiet und damit die betroffenen Böden liegen westlich des Flughafens und wurden bisher grösstenteils landwirtschaftlich genutzt.»

Die Bauarbeiten des ersten Bauabschnitts im Gebiet Eichhof zwischen der Neuen Rohrstrasse und dem Zufluss des Rümelbachs sind seit April im Gange. Die festgestellten Schadstoffbelastungen seien hier nicht sehr hoch, so dass ein grosser Teil des bereits abgetragenen Bodens verwertet werden kann, teilt die Flughafen Zürich AG mit. Man habe sich deshalb entschlossen, diesen Abschnitt trotz Mehrkosten in Millionenhöhe bis Ende 2026 fertig zu bauen.  Danach jedoch wird der Bau vorläufig gestoppt.

Warten auf den Bund

Rechtlich sei derzeit ungeklärt, wie mit PFAS-belastetem Boden umzugehen sei, so der Flughafen. Viele Böden wiesen PFAS-Belastungen auf, die bei einer Entsorgung als teurer Sonderabfall klassiert werden. Aufgrund dieser ungeklärten Gesetzeslage habe die Flughafen Zürich AG beschlossen, über die weiteren Projektabschnitte erst zu entscheiden, wenn klare gesetzliche Rahmenbedingungen vorliegen, wie künftig mit PFAS belastetem Boden umzugehen ist. Man bedaure, dass das Revitalisierungsprojekt nicht wie geplant umgesetzt werden kann und hoffe auf rasche politische Entscheidungen im Umgang mit PFAS auf Bundesebene. Will heissen: Womöglich wartet die Glatt noch Jahre auf ein natürliches Bett.

 

Stichwort: PFAS

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) werden seit den 1970er-Jahren in verschiedensten Anwendungen und Produkten wie zum Beispiel Farben, Skiwachs, Elektronik, Antihaftbeschichtungen, Kosmetika, Pflanzenschutzmitteln oder Outdoorbekleidung eingesetzt und gelangen auf verschiedenen Wegen in die Umwelt, wo sie sich kaum abbauen. Unter anderem erreichen sie über geklärtes Abwasser in die Fliessgewässer oder über wurden über den Klärschlamm, den man früher als Dünger auf die Felder gebracht hat, zusammen mit Pestiziden auf Landwirtschaftsböden.  

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