Marjamäki: «Ich glaube an den Weg, den wir gehen»

Richard Stoffel

Klotens Trainer Lauri Marjamäki spricht im Interview mit dem «Klotener Anzeiger» über die neue Saison, charakterisiert die neuen Spieler und erläutert den langen Atem, den sein Team braucht.

Vor einem Jahr sprach Lauri Marjamäki bei seinem Amtsantritt vom Begriff «Frustrationstoleranz». Ein Schlagwort, das Programm sein sollte für den EHC Kloten. Doch es kam anders und viel besser als erwartet für Kloten. Nach einer bemerkenswert starken ersten Saison (7. Rang, dann Qualifikation für die Playoff-Viertelfinals über das Play-in) geht es unter dem 48-jährigen Finnen nun in die zweite Spielzeit – mit neuen Spielern, neuen Herausforderungen und identischem nüchternem Optimismus.

Herr Marjamäki, die Saison ist gestartet. Mit welchem Gefühl blicken Sie zurück auf die Vorbereitung?

Wir haben drei Phasen durchlaufen. Zuerst mussten wir elf neue Spieler integrieren, darunter fünf neue Imports. Da ging es viel um individuelle Gespräche und darum, sie im Alltag einzubinden. In der zweiten Phase haben wir die Zusammenarbeit auf dem Eis geschärft, Trainings- und Spielverhalten klar definiert. Und in der dritten Phase wollten wir unser Spiel auf ein Niveau bringen, das uns mit Selbstvertrauen in die Meisterschaft starten lässt. Rein resultatmässig – zwei Siege, vier Niederlagen – wirkt es durchzogen, aber wir haben unsere Ziele erreicht. Wir befinden uns in einem Prozess.

Letzte Saison war die Testspielbilanz deutlich besser.

Das ist für mich kein Massstab. Wir haben ein anderes Team, eine andere Ausgangslage. Die Vorsaison ist vorbei. Jetzt geht es darum, neue Erfahrungen zu sammeln und als Mannschaft daran zu wachsen.

Wie sind die fünf neuen Imports angekommen?

Sehr gut. Sie sind Profis durch und durch, haben in der Vorbereitung mit ihrem Verhalten ein Vorbild abgegeben und sind in den Trainings mit Leistung vorangegangen. Sie werden in den Special Teams tragende Rollen übernehmen. Natürlich dauert es, bis Automatismen greifen – aber der Anfang stimmt.

Im Einzelnen?

Max Lindroth ist unglaublich vielseitig. In Finnland punktete er viel, in Schweden beeindruckte er mich mit seinen Defensivqualitäten. Ein Schlüsselspieler.

 

«Ich denke nicht an übermorgen. Mein Fokus ist die aktuelle Saison. Sportchef Ricardo Schödler und ich werden rechtzeitig die Weichen stellen.»

Lauri Marjamäki, Headcoach EHC Kloten

 

Abwehrkollege Lukas Klok wollten wir schon letztes Jahr holen. Bei Bern hat er gezeigt, wie wertvoll er ist – 14 Punkte in 20 Qualifikationsspielen sprechen für sich.

Stürmer Petteri Puhakka ist erst 24, war aber mit Tappara schon dreifacher Meister in Finnland. Er begann letzte Saison mit fast einem Punkt pro Spiel, ehe ihn eine Verletzung stoppte. Er ist ein sehr kompletter Spieler. Robert Leino war fünf Jahre ein Top-Center bei Örebro. Für uns sicher ein Gewinn.

Brandon Gignac konnte verletzungs­bedingt nur ein Testspiel machen. Er ist unser Nummer-1-Center, enorm wichtig, sehr mannschaftsdienlich und ein Charakter, der das Teamleben bereichert.

Ein bitterer Rückschlag war die Verletzung von Simon Meier.

Absolut. Er wollte gemeinsam mit seinem Bruder Rafi durchstarten, jetzt fällt er vier Monate aus. Das ist hart für ihn – aber auch für uns. Simon ist eine grosse Zukunftshoffnung des Klubs.

Apropos Zukunft. Sie haben Ihren Vertrag bis 2027 verlängert. Warum so früh?

Weil es passt. Ich spüre das Vertrauen der Organisation, und ich glaube an den Weg, den wir gehen. Es macht Freude, hier zu arbeiten. Wir wissen, dass es ein langfristiger Prozess ist – und wollten beide die Zusammenarbeit festigen.

Die Experten sehen Kloten trotz der ­famosen Vorsaison wieder nahezu am Tabellen­ende.

Wir wissen, dass wir Aussenseiter sind. Aber das stört uns nicht. Wir können nur kontrollieren, was wir auf dem Eis zeigen. Entscheidend ist, dass wir uns über die Saison entwickeln, mit Mut, mit Courage, mit unserem Stil. Und dass wir jedes Spiel mit maximaler Hingabe angehen.

Wann ist für Sie der Leistungs­höhepunkt?

Wenn alles gut läuft, im Februar. Wir nehmen das Schritt für Schritt. Entwicklung lässt sich nicht beschleunigen. Es ist ein Prozess, an dem wir tagtäglich arbeiten.

Letzte Saison war die Skoring-Effizienz beim EHC Kloten hoch, obschon man am zweitwenigsten Torschüsse der Liga verzeichnete. Braucht es künftig mehr Torschüsse?

Es ist nicht in jeder Situation sinnvoll, einfach abzudrücken. Manchmal wirkt das sogar einfältig. Wir wollen variabler spielen, den Rhythmus kontrollieren und bestimmen. Natürlich treffen wir in jedem Spiel auf starke Gegner – aber wir vertrauen auf unsere eigene Spielweise, die wir konsequent durchsetzen wollen.

Mit dem 34-jährigen Ex-Nationalstürmer Reto Schäppi hat ein erfahrener Spieler verlängert, und dies gleich um zwei Jahre bis 2028.

Reto ist enorm wichtig – ein Leader, ein Vorbild, ein Topathlet. Seine Arbeitsethik tut der ganzen Mannschaft gut.

Und ab 2026 stösst Nationaltorhüter Reto Berra dazu. Ein beruhigender Gedanke?

Ich denke nicht an übermorgen. In meinem Fokus ist die aktuelle Saison. Sportchef Ricardo Schödler und ich werden rechtzeitig die Weichen stellen. Jetzt gilt: Jeden Tag das Beste geben. Ich habe volles Vertrauen in dieses Team.

Gwunderbrunnen

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