Kloten verliert gegen Davos – aber das Wir-Gefühl ist zurück
Trotz der knappen Niederlage gegen Leader Davos zeigte Kloten am vergangenen Samstag eine aufopfernde Leistung. Und vor allem: Fans, Spieler und Staff ziehen wieder am gleichen Strick – das macht Hoffnung vor den nächsten wegweisenden Spielen.
Nach der Versöhnung mit den eingefleischten Klotener Fans von den Stehplätzen war die Stimmung in der Swiss Arena wieder prächtig. Beim Heimspiel gegen den HC Davos spürte man, dass zwischen Team und Anhang wieder etwas gewachsen ist. Trotz der 2:3-Niederlage nach einer 2:1-Führung feierten die Zuschauer ihre Mannschaft – nicht wegen des Resultats, sondern wegen der Leidenschaft. Der Tenor auf den Rängen lautete: «Sie gaben alles.»
Rekordmeister Davos drehte die Partie im Schlussdrittel mit zwei Treffern und zeigte, warum er aktuell an der Tabellenspitze steht. Kloten, das an diesem Abend in roten Spezialtrikots für MS-Betroffene spielte, verpasste die Vorentscheidung im Mitteldrittel. HCD-Goalie Sandro Aeschlimann hielt sein Team mit zahlreichen Paraden im Spiel und gewann das Duell gegen Klotens Davide Fadani, der für einmal mit seiner Abwehrquote unter die 90-Prozent-Marke fiel.
Die Verteidiger treffen regelmässig
Trotz der Niederlage zeigte Kloten Engagement und Struktur. Der Trend stimmt – und das gilt vorab für die Abwehrspieler. Die Zahl der Verteidigertore ist in dieser Saison bereits auf neun gestiegen – schon drei mehr als in allen 52 Qualifikationsspielen der vorletzten Saison zusammen. In der letzten Regular Season waren es insgesamt 18 gewesen.
Gegen die Bündner traf Klotens Bündner Leandro Profico zum 1:0 – sein zweiter Saisontreffer nach einer torlosen Vorsaison. Auch Max Lindroth (3 Tore, alle im Powerplay), Nicholas Steiner, Lukas Klok, Bernd Wolf und Noah Delémont (je 1) durften sich bereits in die Torschützenliste eintragen. Mit 17 Punkten aus 15 Spielen und 34:42 Toren belegt Kloten den 10. Rang, knapp vor Lugano (16 Punkte) und Bern (14), die ein beziehungsweise zwei Spiele weniger absolviert haben.
«Müssen proaktiver agieren»
Nicholas Steiner fand klare Worte: «Gegen Davos spielten wir gut, dominierten zeitweise. Davos hat dann einen Gang höher geschaltet – und darauf fanden wir zu wenig Antworten.» Klotens verdienstvoller Abwehrspieler fordert mehr Konsequenz. «Wir hätten im Schlussdrittel proaktiver sein müssen – die Scheibe tief spielen, penetranter forechecken, die neutrale Zone schliessen. Das sind unsere Stärken und ist unser Spiel, und das haben wir da zu wenig gefunden.»
Trotz der Enttäuschung betont Steiner den Zusammenhalt: «Wir sind ein Team, das gut zusammenspielt. Jeder ist wichtig, jeder leistet seinen Beitrag. Wer das Tor am Ende erzielt, ist zweitrangig – wir spielen mit- und füreinander.»
Starkes Comeback von Steiner
Steiners Rückkehr nach seinem Kreuzbandriss im linken Knie (Anfang November 2024) bezeichnet Sportchef Ricardo Schödler als «grosses Kino». Der 34-Jährige setzt auch offensive Akzente und sagt: «Ich konnte meiner Spielart treu bleiben. Ich bin ein solider, energiereicher Verteidiger, gemacht fürs Grobe, mit Stärken in Unterzahl.»
Physisch fühlt sich Steiner wieder auf Topniveau: «Wichtig war, wieder schmerzfrei zu werden. Das ist jetzt der Fall. Einige Dinge konnten in der Reha verbessert werden, andere brauchen noch mehr Zeit. Hauptsache, das Knie bringt seine Leistung – und das tut es.» Sein Blick geht nach vorne: «Wir dominieren Spiele zeitweise, müssen aber lernen, dies noch mehr in Punkte umzusetzen.»
Auch Bernd Wolf, österreichischer Verteidiger mit ausgiebiger WM-Erfahrung und mit Schweizer Lizenz, sah gegen Davos Licht und Schatten: «Wir hatten noch die Chance, das Spiel auszugleichen. Wir müssen einen Weg finden, weniger Chancen zu benötigen, um Tore zu erzielen.»
In der vergangenen Qualifikation (7. Rang) gehörte Kloten zu den Teams mit einer hohen Effizienz gemessen an der Anzahl Torabschlüsse. «Wir müssen die Scheibe einfach öfter aufs Tor bringen und bei Abprallern präsenter sein. Aeschlimann gelangen aber auch tolle Paraden.» Der 28-jährige Verteidiger hat schon fünf Skorerpunkte (1 Tor) realisiert. Doch Wolf betont natürlich: «Ich würde jeden meiner Punkte für mehr Punkte fürs Team herschenken.»
Wolf will als Teamleader einwirken
Dass Davos bereits 22 seiner 54 Tore im Schlussdrittel erzielt hat, beeindruckt Wolf: «Sie haben diese Ruhe und das Selbstvertrauen, dass sie Spiele jederzeit drehen können, selbst wenn sie wie von uns zeitweise dominiert werden.» Kloten dagegen sei ein junges Team im Aufbau: «Es ist ein Prozess, aber uns kann man keinen Vorwurf machen – wir spielen gut.»
Es sei mental nicht einfach zu verkraften, wenn man – wie zuletzt wiederholt geschehen – Spiele hinten hinaus verliert oder gar keine Punkte mitnimmt. «Vielleicht hat es etwas mit dem Selbstvertrauen zu tun. Irgendwann kommt es.» Einen Vergleich zur Vorsaison will er vermeiden: «Wir haben viele neue Spieler, für die es ein neues Umfeld ist.» Als erfahrener Spieler sieht Wolf seine Rolle klar: «Ich muss den Jungen ein besseres Gefühl geben. Ich bin sehr kommunikativ, und es herrscht bei uns eine offene Kommunikation. Ich will meinen Teamkameraden mehr Selbstvertrauen geben.»
Er erwähnt Mischa Ramel als Beispiel: «Mischa spielt gut, aber er moniert, dass die Scheibe nicht reingeht (bislang 1 Saisontor, Anm. d. Red.). Positiv ist, dass er Chancen kreiert. Irgendwann kommt der Ketchupflaschen-Effekt – wenn wir weiterarbeiten, kommt das ganz sicher.» Und vom Publikum erhielt Ramel einmal auch Szenenapplaus, als Simon Knak, zuletzt WM-Silbermedaillengewinner mit der Schweiz und im Blick auf die nächste Saison ein Königstransfer der ZSC Lions, im Kampf um die Scheibe gegen ihn das Nachsehen hatte.
Nun gegen Ajoie, Ambri und Genf
Kloten steht nun indes vor einer entscheidenden Phase: Ajoie (am Freitag beim Schlusslicht im Pruntrut), Ambri-Piotta (heim, Samstag) und Genf-Servette (heim, Dienstag) sind die nächsten Gegner. Ambri hatte auf den Eklat (Rücktritte von Präsident Filippo Lombardi, Trainer Luca Cereda und Sportchef Paolo Duca wegen Lombardis bekannt gewordener Hinter-dem-Rücken-Verhandlung mit Christian Dubé) zwei 2:1-Siege gegen Ajoie und Meister ZSC Lions folgen lassen und liegt mit 13 Punkten aus 14 Spielen nur unweit hinter Kloten zurück. Die bisherigen Assistenztrainer Eric Landry und René Matte führten die Leventiner zu diesen zwei Siegen und wurden am Dienstag im Amt bestätigt. Unterstützt werden sie durch Alessandro Benin. Der bisherige Teammanager übernimmt die Rolle des Interimssportchefs als Nachfolger von Paolo Duca.
Steiners Forderung
Ebenfalls im Aufwärtstrend befindet sich Klotens dienstäglicher Heimgegner Genf-Servette nach dem Trainerwechsel von Yorick Treille zu Ville Peltonen. Genau wie Ambri gewannen die Genfer ihre ersten beiden Spiele nach dem Trainerwechsel, darunter zuletzt mit 5:3 gegen Lausanne. Ein Erfolg also gegen jenen Leman-Derbygegner, gegen den man im ersten Qualifikationsviertel mit sage und schreibe 0:11 untergegangen war.
Von Kloten ist derweil nach der kurzen Verschnaufpause der letzten Tage auch Mut gefordert. Nun gilt es, den Willen in Resultate umzumünzen – am besten schon in den nächsten «Sechs-Punkte-Spielen» (Steiner) gegen Ajoie und Ambri. Dafür werden Biss, Leidenschaft und eine verbesserte Effizienz notwendig sein. Die Basis dafür ist mit den bisherigen Tugenden vorhanden: Einsatz und Teamgeist.
EHC-Kloten-Tickets zu gewinnen
Der «Stadt-Anzeiger» und der «Klotener Anzeiger» verlosen in jeder Ausgabe 2× 2 Sitzplatztickets der ersten Kategorie und 1× 2 Tickets der zweiten Kategorie für die Heimspiele. Diesmal werden Tickets für das Spiel am Samstag, 18. Oktober, gegen Ambri-Piotta verlost. Wer gewinnen möchte, sendet ein E‑Mail mit Betreffzeile «Ambri» und vollständiger Postadresse an:
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