«Heute klingt das für viele wie aus der Steinzeit»
Vor genau 20 Jahren stand Natascha Badmann letztmals ganz oben auf dem Podest des legendärsten Triathlons der Welt,der Ironman-WM auf Hawaii.Die 58-jährige Aargauerin, sechsfache Ironman-Weltmeisterin und bis heute als «Queen of Kona» bekannt, blickt zurück – und staunt selbst über die rasanten Entwicklungen im Sport.
«Als ich 1998 erstmals in Hawaii gewann, war die Digitalisierung noch kaum ein Thema», erzählt sie. «Am Tag nach dem Rennen ging ich zum Fotografen, kaufte ein Bild von mir, schnitt es im Copyshop aus und schickte es als Postkarte in die Schweiz. Die kam dann rund einen Monat später an. Heute klingt das für viele wie Steinzeit – jetzt laden die Athleten direkt nach dem Zieleinlauf Videos oder Reels auf Instagram hoch. Ich finde das grossartig.»
Der Mythos Hawaii
Doch die digitale Welt bringt auch neue Herausforderungen. «Früher brauchte man einen Trainer, der einem sagte, was und wie man trainieren sollte. Heute braucht es vielmehr einen Coach, der den Körper des Athleten kennt und auch weiss, welchen Apps man vertrauen kann und welchen nicht. Vor allem muss er den Athleten auch einmal auffordern, das Handy wegzulegen. Sonst ist man nur noch am Lesen und nicht mehr am Trainieren.» Dass man im Langdistanz-Triathlon auch später noch erfolgreich einsteigen kann, zeigt für Badmann das Beispiel der aufstrebenden Freiburgerin Alanis Siffert, die früher aktive Schwimmerin war und erst 2021 während der Coronazeit mit Triathlon begann. Mittlerweile gilt die 23-Jährige als grösste Schweizer Zukunftshoffnung auf der Triathlon-Langdistanz neben der Olympia-Zweiten Julie Derron (29). «Es ist nicht sinnvoll, sich zu früh zu spezialisieren. Triathlon ist ein Ausdauersport, und Ausdauer wächst mit dem Alter. Mit 18 schon für Ironman zu trainieren und zu glauben, man habe den Höhepunkt erreicht – das stimmt einfach nicht. Man wächst weiter. Wie im Leben.»
«Mit 18 schon für Ironman zu trainieren und zu glauben, man habe den Höhepunkt erreicht – das stimmt einfach nicht. Man wächst weiter. Wie im Leben.»
Auch die Diskussion um die Rückkehr zur gemeinsamen Ironman-WM in Hawaii verfolgt Badmann aufmerksam. Nach vier Jahren, in denen Frauen und Männer getrennt starteten – 2022 noch an verschiedenen Tagen in Kona, danach komplett getrennt in Kona beziehungsweise Nizza – wird ab 2026 wieder gemeinsam und im gleichen Rennen in Kona um Ruhm und Ehre gekämpft. Badmann sah in der Aufteilung auch Positives. «Die Trennung hatte Vorteile. Viele, die sich früher nicht qualifizieren konnten, hatten endlich die Möglichkeit, einmal dabei zu sein. Das erste reine Frauenrennen in Kona war sehr friedlich, die Finisher-Rate enorm hoch. Anderseits fehlte aber halt doch auch das Fighten der Männer. Es gehört beides dazu. Dazu muss man auch wissen, dass Medien, Sponsoren und auch Zuschauer im gleichen Jahr nicht an beide Orte gehen können.»
Für Badmann bleibt Hawaii ein unerreichbarer Mythos. «Nizza kommt da nicht heran. Was Hawaii besonders macht, sind der Ort, die unberechenbare Herausforderung, die verschiedenen Klimazonen. Jeder Athlet, der zum ersten Mal dort startet, spürt sofort diesen Zauber.»