Flughafen erreicht erstmals das Ziel des ÖV-Anteils
2024 reisten 46 Prozent aller Passagiere, Mitarbeitenden und Besuchenden mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen – so viele wie noch nie. Gegenüber der letzten Erhebung konnte der ÖV-Anteil damit erneut gesteigert werden.
Der Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) schreibt für den Flughafen Zürich vor, dass bis 2030 mindestens 46 Prozent aller Personen mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖV) anreisen sollen. Dieses Ziel wurde bei der aktuellen Erhebung 2024 erstmals erreicht – mit einem Anteil von 46 Prozent. Dabei wurden Velofahrende und Fussgänger nicht mitgezählt.
Die Flughafen Zürich AG erhebt den Modalsplit, also die Anteile der Verkehrsmittel, alle vier Jahre. Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurde die für 2021 geplante Befragung in Absprache mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) ausgesetzt. Da die Passagierzahlen mittlerweile wieder auf Vor-Pandemie-Niveau liegen, wurde die Modalsplit-Erhebung im Jahr 2024 erneut durchgeführt.
2 Prozent mehr seit 2017
Die Ergebnisse zeigen eine positive Entwicklung: Seit 2017 ist der ÖV-Anteil von 44 Prozent um zwei Prozentpunkte auf 46 Prozent gestiegen (siehe Abbildung). Die Steigerung des Modalsplit-Anteils sei vor allem auf ein verändertes Mobilitätsverhalten zurückzuführen, schreibt die Flughafen Zürich AG in ihrer Mitteilung: Immer mehr Personen wählten bewusst den ÖV für ihre An- und Abreise. Trotzdem gebe es Personen, die aufgrund ihres Wohnorts oder zu Randzeiten zwingend auf das Auto angewiesen sind.
Die Detailauswertung nach Segmenten zeigt:
- 58 Prozent der abfliegenden Passagiere und 63 Prozent der Besuchenden nutzen den ÖV.
- Auch das Flughafenpersonal pendelt mehrheitlich mit ÖV (51 Prozent) – insbesondere bei Büroarbeitszeiten (versus Schichtarbeitszeiten).
- Begleitpersonen (etwa Abholende) reisen in 92 Prozent der Fälle mit dem Auto an.
Flughafen ist auch Drehscheibe
Diese positive Entwicklung sei insbesondere auf die sehr gute Erschliessung des Flughafens Zürich durch Bahn, Bus und Glattalbahn sowie auf die gezielte Förderung des öffentlichen Verkehrs zurückzuführen, schreibt der Flughafen weiter. 2024 zählte er mit rund 30 Millionen ÖV-Nutzenden – davon rund 20 Prozent reine Umsteigende – und 31,2 Millionen Flugpassagieren zu den bedeutendsten Verkehrsdrehscheiben der Schweiz. Zum Vergleich: Der Zürcher Hauptbahnhof kommt auf über 150 Millionen Passagierbewegungen, als Ein- und Ausstiege. Bern verzeichnet rund 67 Millionen Bewegungen, Basel und Winterthur rund 37 Millionen.
Trotz dieses positiven Ergebnisses blieben die Flughafenbetreiberin, die öffentliche Hand und die ÖV-Anbieter weiterhin gefordert, den Modalsplit bis 2030 stabil hochzuhalten. Das erwartete Verkehrswachstum über alle Verkehrsträger hinweg – angetrieben durch die Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung – soll überproportional vom ÖV getragen werden. Dies erfordere eine weiterhin gezielte Optimierung der Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr aus dem Einzugsgebiet des grössten Landesflughafens der Schweiz. Konkret wolle man gemeinsam mit der öffentlichen Hand und den Anbietern des ÖV noch schnellere, direktere und häufigere Verbindungen an den Flughafen schaffen – vor allem auch zu den Randzeiten, sagt Mediensprecherin Jasmin Bodmer-Breu auf Anfrage des «Stadt-Anzeigers».
Parkplatzausbau kein Widerspruch
Trotzdem will der Flughafen in nächster Zukunft neue Parkplätze schaffen, so etwa den Parkplatz P65 aus- sowie ein Parkhaus Oberhau neu bauen. «Für die Fluggäste und auch Mitarbeitende am Flughafen, die insbesondere zu Randzeiten mit dem Auto anreisen, werden die Parkplätze trotzdem zunehmend knapp», so Jasmin Bodmer weiter. «Der Bau der zusätzlichen Parkplätze ermöglicht es uns, die absehbaren Engpässe zu decken.»
Dass auch die hohen Parkgebühren einen Einfluss darauf haben, wie die Leute anreisen, lasse sich aufgrund dieser Umfrage nicht eruieren. «Die Motive wurden nicht abgefragt in der Erhebung», so Jasmin Bodmer-Breu. «Die Wahl der Verkehrsmittel ist primär beeinflusst von Faktoren wie Wohnort, Tageszeit der Anreise und Gründe für die Anreise. Schichtmitarbeitende sind gerade für die Randzeiten aufs Auto angewiesen.»
Methodik: So wurde der Modalsplit 2024 erhoben
Zur Ermittlung des Modalsplits wurden mehrere tausend Passagiere, Begleitpersonen und Besuchende vor Ort befragt und Mitarbeitende online. Ergänzt wurden die Befragungen durch Daten von Personen- und Fahrzeugzählern sowie durch Beobachtungen zur Fahrzeugbelegung.
Zur Überprüfung der Einhaltung der Modalsplit-Vorgaben führt die Flughafenbetreiberin seit 1994 regelmässig Erhebungen durch und ermittelt dabei den sogenannten Modalsplit. Dieser gibt den relativen Anteil des öffentlichen Verkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen aller Flughafenbenutzenden an. Die aktuelle Erhebung stützt sich auf die seit 2009 gültige SIL-Definition des Modalsplits. Diese umfasst nicht nur den ÖV-Anteil von Passagieren, Flughafenangestellten und Besuchern von Freizeit-, Einkaufs- und anderen Dienstleistungseinrichtungen, sondern den gesamten Ziel- und Quellverkehr am Flughafen.