Endlich ist die Zulassung da

Daniel Jaggi

Der deutsche Co-Chefarzt der Klinik für Bewegungsapparat, Taro Beisler, hat seine Zulassung vor Monaten beantragt. Doch die Stelle konnte er bislang nicht antreten, weil das BAG seine Zulassung erst vorletzte Woche vorgenommen hat.

«Unannehmbar.» So beschreibt der Personalverantwortliche des Spitals Bülach die  Situation im Bundesamt für Gesundheit (BAG) im «Blick». Der Grund: Der neue Chefarzt der Klinik für Bewegungsapparat, Taro Beisler, hat seinen Arbeitsvertrag bereits im Juni unterschrieben. Doch die Stelle durfte er bis letzte Woche gar nicht antreten, weil dem deutschen Chirurgen die Zulassung für die Schweiz fehlte.

Bewilligungsbehörde ist das Bundesamt für Gesundheit (BVG). Doch dort ist man weit im Rückstand mit der Bearbeitung von Anerkennungs- und Registrierungsgesuchen ausländischer Ärztinnen und Ärzte. Sprecher Daniel Dauwalder begründet: «Ein nicht vorhersehbarer Anstieg bei den Gesuchszahlen seit Anfang 2025 sowie mehrere nicht vorhersehbare personelle Ausfälle führen dazu, dass ein Rückstand bei der Bearbeitung von Anerkennungen und Registrierungen ausländischer Diplome entstand, der bis jetzt nicht aufgeholt werden konnte.»

Länger warten auf Operation

Wie dramatisch die Situation ist, beschrieb Thomas Langholz, Mediensprecherdes Spitals Bülach, vor kurzem eindrücklich: «Bei der Vertragsunterzeichnung im Juni wurde gleichzeitig die Zulassung beantragt. Wir haben seitdem noch nicht einmal eine Eingangsbestätigung erhalten. Auch telefonisch ist niemand erreichbar, sodass auch niemand darüber Auskunft geben kann, wo das Verfahren gerade steht.» Inzwischen hat sich die Aufregung in Bülach etwas gelegt: Am 18. September ist endlich die Zulassung eingetroffen.

Die Verzögerungen in Bern haben für das Spital Bülach weitreichende Konsequenzen: «Die Abdeckung einzelner Behandlungen wird schwieriger und Patienten müssen eventuell länger auf den Eingriff warten», so Langholz. Konsequenzen hat die lange Wartezeit auch für Markus Els, den Taro Beisler ablösen sollte. Els muss deswegen seine für August geplante Pensionierung nach hinten verschieben, damit die Versorgung der Patientinnen und Patienten im Zürcher Unterland weiterhin gesichert bleibt. Mehr noch: «Wir müssen sogar externe Ärzte anstellen», sagt Langholz und erläutert weiter: «Durch die fehlende Zulassung können auch keine anderen Ärzte ausgebildet werden.»

Frühzeitig Nachfolger gesucht

Besonders ärgerlich ist die Situation, weil das Spital Bülach bereits frühzeitig die Nachfolge von Markus Els plante, wurde in der Schweiz aber nicht fündig, weshalb man über eine spezialisierte Agentur im deutschsprachigen Ausland suchte. Nach monatelangem Warten auf seine Anerkennung ist nun geplant, dass Taro Baisler den Co-Chefarzt-Posten am 1. November antreten wird. Er wird die Klinik für Orthopädie ab diesem Zeitpunkt gemeinsam mit Chefarztkollege Christoph Schubiger leiten, der für den Bereich Traumatologie und Unfallchirurgie verantwortlich ist.

Gelassenheit beim BAG

In Bülach warten derzeit noch drei weitere Ärzte auf eine Zulassung. Allerdings handelt es sich nicht um Chefärzte. Personalchef Manuel Portmann fordert: «Es müsste beim BAG eine Notfalllösung geben, damit für solche Schlüsselpositionen eine schnellere Bearbeitung möglich ist. Sonst fehlen den Spitälern zentrale Mitarbeitende und die medizinische Versorgung der Bevölkerung wird gefährdet.» Zudem müssten die Prozesse überarbeitet werden, damit das Verfahren nicht so in die Länge gezogen wird. Und weil keine Kommunikation seitens der Bewilligungsstelle besteht, könne das Spital auch nicht planen, wird weiter argumentiert.

In Bern will man von einer Notlösung aber nichts wissen. «Im Sinne der Gleichbehandlung müssen die Gesuche nach Eingang bearbeitet werden. Es ist nicht möglich, einzelne Gesundheitsanbieter bevorzugt zu behandeln», sagt der BAG-Sprecher.

Inzwischen hat das BAG reagiert. So wurden seit August die personellen Ressourcen für mehrere Monate erhöht und wo möglich wurden Prozessschritte durch Automatisierungen verschlankt. Daugwalder: «Spätestens bis Ende Jahr sollte der Rückstand aufgeholt sein.» Allerdings: Man ist noch immer deutlich im Rückstand. So werden derzeit die Eingangsbestätigungen für Gesuche von Mitte September versendet.

Führungserfahrener Operateur

Taro Beisler ist spezialisiert auf Operationen und Implantate von Hüft- und Kniegelenken. Ein weiteres Spezialgebiet ist die Überprüfung oder der Austausch von bereits implantierten Prothesen. Der 47-Jährige führte pro Jahr über 350 orthopädische Operationen durch. Neben seiner medizinischen Expertise verfügt er über langjährige Führungserfahrung im medizinischen Bereich.

Beisler studierte Medizin an der Universität Ulm in Deutschland. Seit 2014 ist er Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Nach Auslandsstationen in New York, Australien und auf Fidschi war er zuletzt leitender Arzt an der Hessing Klinik in Augsburg, Deutschland. Die Hessing Kliniken zählen zu den grössten orthopädischen Fachkliniken Europas und sind eine Universitätsklinik der Universität Augsburg.

Die Bülacher Klinik für Bewegungsapparat umfasst die Bereiche Orthopädie inklusive Handchirurgie, Unfallchirurgie und Rheumatologie sowie das Alterstraumazentrum. Hier können sich Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen und Unfallfolgen des Bewegungsapparats vom Fachspezialisten in der Nähe ihres Wohnorts behandeln lassen.