Das harte Leben junger Steinkäuze
Wenn junge Steinkäuze flügge werden, steht ihnen ein hartes erstes Jahr bevor. Nur rund jeder sechste überlebt bis zur ersten Brutzeit. Das zeigt eine neueStudie der SchweizerischenVogelwarte Sempach.
Dieser junge Steinkauz fliegt bald aus und hat ein hartes erstes Jahr vor sich. Bild Mathias Schäf
Das elterliche Zuhause zu verlassen, ist nie einfach. Das gilt für Menschen genauso wie für Vögel. Wenn ein junger Steinkauz flügge wird, steht ihm eine sehr harte Zeit bevor – nur rund jeder sechste überlebt bis zur ersten Brutzeit im nächsten Jahr, wie eine Studie der Schweizerischen Vogelwarte zeigt. Sie hat gemäss einer Medienmitteilung dazu im süddeutschen Ludwigsburg rund 300 junge Steinkäuze mit Sendern ausgestattet, um mehr über ihr Leben zu erfahren, wenn sie das elterliche Revier verlassen und die ersten Schritte in die Selbstständigkeit unternehmen.
«Besonders schwer ist das Leben in den ersten Wochen nach dem Ausfliegen», schreibt die Schweizerische Vogelwarte. Die Resultate würden zeigen, dass in dieser Zeit die Sterblichkeit am höchsten sei. Die jungen Käuze seien noch unerfahren und würden zum Beispiel leicht zur Beute von Mardern oder anderen Eulen. Hätten sie diese kritische erste Phase überstanden, könne ihnen noch ein strenger und schneereicher Winter zum Verhängnis werden.
«Aber nicht nur Fressfeinde und strenge Winter sind für das Überleben entscheidend, sondern auch die Qualität des Lebensraums», heisst es in der Mitteilung weiter. Die Daten der besenderten Jungkäuze würden nämlich auch zeigen, dass in geeigneten Lebensräumen mit genügend Nahrung zwei Drittel der Vögel die ersten drei Monate überleben. In schlechten Lebensräumen seien es hingegen nicht einmal die Hälfte.
Innert 70 Jahren fast verschwunden
«In den 1950er-Jahren war der Steinkauz im ganzen Mittelland weit verbreitet, heute ist er mit nur noch rund 150 Brutpaaren stark bedroht», so die Schweizerische Vogelwarte. Um ihm unter die Flügel zu greifen, brauche es eine extensivere Landwirtschaft und mehr Hochstamm-Obstbäume sowie Kleinstrukturen wie Ast- und Steinhaufen.
Die Naturschutzorganisation Birdlife Schweiz und ihre Mitgliedsorganisationen setzen sich im Rahmen eines Artenförderungsprogramms erfolgreich für den Steinkauz ein, und die Vogelwarte engagiert sich in verschiedenen Projekten für eine extensivere Landwirtschaft.(pd.)
