Ausschreitungen in Bozen: 120 Kloten-Fans ausgewiesen
Beim traditionellen Saison-Vorbereitungsturnier in Bozen im Südtiro ging es um nichts. Nicht so für die mitgereisten EHC-Kloten-Fans. Sie schlugen sich mit Bozener Fans und der Polizei, schmissen sogar Stühle und Tische aus dem Hotel.
Die Unterländer Fans waren nach Bozen ans «Südtirol Summer Classic»-Turnier gereist, um ihre Mannschaft bei den Spielen gegen die Nürnberg Ice Tigers, die Škoda Pilsen und den HCB Südtirol Alperia zu sehen. Dabei handelt es sich um ein inzwischen traditionelles Saison-Vorbereitungsturnier, das in den vergangenen Jahre für wenige Aufsehen sorgte.
Nicht so am vergangenen Samstagnachmittag. Nach dem Spiel gegen die tschechische Mannschaft Škoda Pilsen, das für die Zürcher Unterländer 0:3 verloren ging, kam es vor der Eishalle zu «Zusammenstössen» zwischen den Schweizer und Bozner Ultras, wie die örtliche Polizeidirektion in einer Mitteilung schreibt. Nach Angaben der Newsplattform Sportnews.bz sollen die Unterländer die Bozner angegriffen haben. Sicher ist: Die Polizei musste einschreiten und die Auseinandersetzung auflösen. Später am Abend griffen dieselben Personen die Ordnungshüter vor ihrem Hotel an. Dabei schmissen sie Stühle und Tische gegen die Beamten. Ein Polizist wurde verletzt, wie die Polizeidirektion weiter schreibt. Er sei für sieben Tage arbeitsunfähig, so die Questura.
Am späten Sonntagmorgen eskortierte die Sondereinheit DIGOS der Polizei die beiden Busse mit den rund 120 Schweizer Fans an die italienische Grenze. Sie mussten das Land sofort verlassen.
Anzeigen und Stadionverbote
Nun ermittelt die Polizei, wie es zu den Ausschreitungen gekommen war. Sie wertet dazu unter anderem Videoaufnahmen aus, die helfen sollen, die Verantwortlichen zu identifizieren. Sie sollen angezeigt und mit einem Stadionverbot belegt werden, so Polizeichef Giuseppe Ferrari gegenüber «Network Rai». Dafür arbeite die Polizei eng mit den Schweizer Behörden zusammen.
Kloten auf dem dritten Platz
Mit einem 1:0-Sieg gegen die Nürnberg Ice Tigers beendete der EHC Kloten das Turnier auf Rang drei. Die Partie verlief in eher gemächlichem Tempo und bot nur wenige Torchancen: Das entscheidende Tor erzielte Petteri Puhakka in der 43. Minute. Im Tor der Unterländer glänzte der italienische Nationalkeeper Davide Fadani mit einem Shutout.
EHC Kloten entschuldigt sich und kündigt spürbare Massnahmen an
In einer längeren Medienmitteilung äussert sich der EHC Kloten zu den Vorkommnissen am Wochenende. Man will alles tun, damit die Täter identifiziert werden, und geht sogar so weit, Massnahmen zu ergreifen, die auf die «Stimmung im Stadion Auswirkungen» haben könnten. Nachfolgend das Kommuniqué im Wortlaut:
«Am vergangenen Wochenende hat der EHC Kloten am Turnier ‹Südtirol Summer Classic› in Bozen in Italien teilgenommen. Leider wurde ein freundschaftliches und eigentlich friedliches Turnier, das für den EHC Kloten auch ein wichtiger Bestandteil der Saisonvorbereitung ist, durch Ausschreitungen überschattet. Anhänger vom EHC Kloten waren an diesen Randalen und Ausschreitungen, welche auch in diversen Medien publiziert wurden, massgeblich beteiligt. Ein Polizist wurde dabei verletzt.
Wir möchten uns dafür beim Veranstalter, allen friedlichen Zuschauerinnen und Zuschauern, den Anwohnern und den lokalen Behörden im Namen der EHC Kloten Sport AG aufrichtig entschuldigen. Die EHC Kloten Sport AG distanziert sich in jeder Form von Gewalt, solchen Taten, den Ausschreitungen und sämtlichen Personen, welche in irgendeiner Form Teil davon waren. Solches Handeln steht in keiner Art und Weise im Einklang mit den Werten, die unsere Organisation vertritt, und wird durch den EHC Kloten keinesfalls toleriert. Wir distanzieren uns nicht nur von den Tätern an vorderster Front, sondern auch von allen Personen, welche diese schützen, sie unterstützen oder vertreten –sprich für jede direkte und indirekte Unterstützung. Vertreter der EHC Kloten Sport AG sind bereits seit Sonntag intensiv im Austausch mit sämtlichen Behörden und dem Veranstalter, um die Geschehnisse aufzuarbeiten. Wir werden alles unternehmen, um die Behörden bestmöglich und aktiv zu unterstützen und die Täter zu identifizieren. Der EHC Kloten wird in den kommenden Tagen und Wochen mehrere Massnahmen umsetzen und uns aktiv mit allen Fachstellen, der Polizei und Vertretern der National League austauschen. Unsere Organisation ist bereit, in Kauf zu nehmen, dass bestimmte Massnahmen auch Auswirkungen auf die Stimmung im Stadion haben können. Ein friedlicher Stadionbesuch, egal ob in Kloten oder in auswärtigen Stadien, hat oberste Priorität. Wegschauen ist nicht Teil unserer Kultur. Personen, welche Teil solcher Gruppierungen sind oder diese unterstützen, haben keinen Platz in unseren Reihen. Für den EHC Kloten sind solche Turniere oder auch Freundschaftsspiele in der Saisonvorbereitung wichtig. Wir möchten auch zukünftig Einladungen an Turniere und Events erhalten. Solche Vorfälle sind auch in dieser Hinsicht absolut untragbar und schaden der Reputation der Organisation.» EHC Kloten Sport AG