Opfiker Jugend macht Kunst
Nach Ausstellungen im Pariser Louvre und im Badeort Châtelaillon-Plage waren Kunstwerke von Opfiker Schülerinnen und Schülern bis Dienstag auch im heimischen Schulhaus Halden zu sehen. Die Ausstellung unter dem Titel «Accessible Art» – zugängliche Kunst – zeigte eine grosse Vielfalt.
Von Freitag bis Dienstag war das «Halden» nicht nur ein Schul-, sondern auch ein Kunsthaus: Im Mehrzweckraum des fünfeckigen Neubaus waren für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Öffentlichkeit die Ergebnisse des Kunstunterrichtes an dieser Sekundarschule zu sehen. Das ist im «Halden» nichts Neues: Im vergangenen Herbst wurden die Werke von Jugendlichen im Pariser Louvre ausgestellt («Stadt-Anzeiger» vom 19. Dezember 2024), und vor einigen Wochen im Frühling zierten weitere eine internationale Ausstellung im französischen Châtelaillon-Plage.
Yara El Sayed, Iva Rajic und Kassandra Liguori sind drei dieser Nachwuchskünstlerinnen, die nach Frankreich gereist sind. Sie haben sogenannte «Zines» gestaltet, bunte, kunstvoll gefaltete Hefte aus selbst bedrucktem Papier. Jede Seite enthält eine Tasche, und darin haben die 2.-Sek-Schülerinnen eigene Gedichte zum Thema Natur eingesteckt. «Die bunten Strukturen sind mit Plastikfolie und feuchter Farbe entstanden», erklärt Iva Rajic. «Mit dem Trocknen zwischendurch hat sich der Prozess über mehrere Tage hingezogen.» Die Reise nach Frankreich haben sie in guter Erinnerung: «Es war interessant, das Land und den Schulalltag dort kennenzulernen», sagt Iva Rajic.
Natur lautet auch das aktuelle Thema der Opfiker Schulklassen. Sie nehmen sich dieser nicht nur von der naturwissenschaftlichen, sondern auch von der künstlerischen Seite an. Yafi Abdul Malik und Ilay Lehmann haben deshalb Werke zum Thema Unterwasser gestaltet: Einmal sind es Roboter in Form von Unterwasserlebewesen, die Jagd aufeinander machen, ein andermal holt sich ein Riesenkrake ein ganzes Schiff von der Oberfläche. Die beiden sind – wie alle hier, die fleissig Selfies mit ihren Bildern machen – stolz auf ihre Arbeiten. Und darauf kommt es an.
Die Kunst der Improvisation
Auch Schulpräsident Reto Bolliger gehörte zu den Vernissagebesuchern und findet es schön, dass so etwas an der Schule Opfikon gemacht wird. Die gezeigten Werke seien sehr vielfältig, und er habe leider noch nicht die Zeit gehabt, sich vertieft damit zu befassen. «Es ist aber eine coole Sache, die zeigt, dass hier mehr als Unterricht stattfindet.»
Gestaltet wurde die Ausstellung von Kunstlehrerin Emelie Roulston-Klein und Margo Caldero, der Mitgründerin und künstlerischen Leiterin von Acces (Art and Cross Cultural Exchange Society), einer Organisation, welche unter anderem die Ausstellungen in Frankreich unterstützt hat und so den künstlerischen und kulturellen Austausch länderübergreifend fördert. Caldero hätte wie angekündigt auch gern Werke aus ihrer Organisation gezeigt – doch diese sind am Flughafen Amsterdam steckengeblieben. «Deshalb mussten wir seit Mittwoch die Ausstellung mit dem gestalten, was da war», sagt Margo Caldero auf Englisch. Und das war tatsächlich eine ganze Menge, wie die bunte Mischung aus Bil dern, Fotos, Modellbau, Textilien und technischen Geräten zeigte.
Als Profikünstler war Andy Nadong aus Wien mit eigenen Werken zugegen, wo er ein Atelier betreibt, in dem jedermann in einem entspannten Umfeld die Malkunst der alten Meister erlernen kann. Und mit Bob Gramsma kam auch der Erbauer der aussergewöhnlichen Sitzbänke auf dem Pausenplatz und erklärte, wie er – selbst ursprünglich Reallehrer – Kunst und sich als Künstler sieht: etwas selber machen statt vermitteln, entdecken, was sonst noch in einem brodelt, und der Gesellschaft zeigen, was Kunst auch noch sein kann. «Ich mag das Gefühl, immer wieder Neues lernen zu können.» Als Künstler habe man nicht ein Wissen, sondern nur eine Ahnung, der man folge, und finde so einen Weg.
Betonbänke und Luftschiffe
Seine Betonbänke – entstanden, indem er eine Grube aushob, sie mit Beton füllte und dann das Erdreich drumherum wieder entfernte – sind längst nicht die einzigen Kunstwerke auf dem Schulgelände aus der Mitte der 1950er-Jahre: Es gibt verschiedene Skulpturen, und im Trakt D, wo die Ausstellungsmacherinnen und -macher das traditionelle «rote Band» durchschnitten, ziert das Mosaik «Fabeltiere und Luftschiffe» die Wand, geschaffen von Karl Otto Hügin.
Gerade im Zusammenhang mit diesem Mosaik sei Opfikon ein sehr spannender Ort, fand die Kunstlehrerin nach dem Durchschneiden des Blattes. «Hier drinnen sind es Luftschiffe, draussen sind es Flugzeuge», sagt Emelie Roulston-Klein. Kunst sei hier überall, «und es ist wichtig, sie den Schülern zugänglich zu machen – und als etwas, was sie auch erschaffen können. Das gibt Selbstvertrauen.»
Mariano Javier Gaich ist Kulturagent von der gleichnamigen Organisation und begleitet die Schule Halden seit einem Jahr im Rahmen eines Projektes. Die Ausstellung sei ein tolles Beispiel für die Vernetzung von Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen und übrigem Schulpersonal sowie den Leuten der Kulturvermittlerin Acces. «Dieser Prozess ist sehr spannend», findet der Kunstexperte. «Und er zeigt, wie wahnsinnig viel Potenzial vorhanden ist.»
Dieses Potenzial will die Schule auch in die Welt hinaustragen. Nach dem mondänen Paris war Châtelaillon-Plage bereits der zweite Ort, der die Kunst von Opfiker Schülerinnen und Schülern ausstellte. Der Badeort liegt in der Nähe von La Rochelle an der französischen Atlantikküste. Und im Unterschied zum Louvre waren die Schülerinnen und Schüler diesmal selber dabei und wurden vom Bürgermeister Stephan Villain, dem Tourismusleiter Jean Christophe und der Präsidentin für Städtepartnerschaften, Danielle Renaud, feierlich empfangen – ein besonderes Erlebnis.
Mitgebracht hatten sie grosse Aquarellbilder im Format A3, Hefte mit Naturzeichnungen und die erwähnten selbst entworfenen Kunstbücher mit den Gedichten («Zines»).
Als Bestätigung ihrer Teilnahme erhielten sie ein Zertifikat, unterzeichnet von den Verantwortlichen der Schule und von Acces. Danach stand dann der Austausch mit den Jugendlichen der Gastgeberregion im Vordergrund: Die Opfikerinnen und Opfiker besuchten den Schulunterricht am Collège André Malraux und trafen sich auch mit der lokalen Künstlerin Betty Mortier – die sich mit einem Gegenbesuch der Ausstellung revanchierte.