Mit allen Wassern gewaschen
«Bronx 8152» wurde Opfikon auch schon genannt. So schlimm ist es nicht, kommen doch im nächsten Neujahrsblatt mit «Kriminalfälle in Opfikon» auch Fälle aus früheren Zeiten vor. Vorgestellt wird es am Dienstag, 6. Januar 2026.
Das Thema «Kriminalfälle in Opfikon» passt zwar zur Saison – die frühe Dunkelheit im Winterhalbjahr ist bekanntlich die Hoch-Zeit der Einbrecher – sondern aus geschichtlichen: Wir haben in Archiven und alten Zeitungen gesucht und zusammengetragen, was sich im Opfikon der letzten knapp 200 Jahre so Kriminelles zugetragen hat – und wie darüber berichtet wurde. Dabei kam sowohl Ernstes als auch Kurioses zum Vorschein. Zum Letzterem dürfte die Geschichte des Hermann Frei gehören, die dort ebenfalls zu finden ist. und die einen Vorgeschmack aufs Neujahrsblatt geben soll.
«Hermann Frei, aus Egg, geboren 1848, Seidenweber und Schneider, ledig, ist ein arbeitsscheuer Dieb und Betrüger. In den Jahren 1868 und 1869 wird er wegen Diebstahls verurteilt und 1870 aus der Gefangenschaft entlassen. Er begeht dann wieder eine Reihe von Diebstählen und Betrügereien, von denen das Folgende charakteristisch ist: Am 30. Juli 1871 schwindelt er einem Jugendfreund vor, er kann ihm in Bubikon eine Stelle als Senn verschaffen, und veranlasst ihn dadurch, ihn dahin zu begleiten. Unterwegs macht er seinem Begleiter weis, er leidet an Seitenstechen, das sich jedes Mal verliert, wenn er auf die schmerzhafte Stelle Silber auflegt, so dass er sehr dankbar wäre, wenn der Freund ihm zu diesem Zweck seine silberne Uhr anvertrauen würde. Der gutmütige Begleiter gibt ihm tatsächlich den lindernden Balsam in Gestalt der Uhr, die er dann nie wieder sieht!
Krumme Tour durch den Kanton…
Im Polizeianzeiger ausgeschrieben, nimmt H. Frei damals schon verschiedene falsche Namen an, z. B. Sieber. Er gibt sich für einen Vetter des Erziehungsdirektors Sieber aus, stiehlt in Unter-Illnau einen Stier, verkauft ihn und schafft sich aus dem Erlös ein feines Hündchen an. Einen Freund und dessen Braut in Oberstrass lädt er zu seiner angeblich schon angesetzten Hochzeit in Basel ein, wird aber stattdessen in Folge eines Urtheils des Obergerichts für drei Jahre im Arbeitshaus in der Strafanstalt untergebracht.
Wo und wie H. Frei sich unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Strafanstalt herumtreibt, wissen wir nicht. Erst im Sommer 1876 erscheint er wieder als der alte Dieb und Betrüger auf der Bühne. Im August dieses Jahres schwindelt er dem Landwirt Ed. Wunderli in Herrliberg, dem er sich als dienstsuchenden Knecht vorstellt, unter der falschen Vorspiegelung, er habe für ihn einen Wagen gekauft, und mittels einer gefälschten Urkunde 30 Franken ab. Er betrügt am 14. August einen alten Bekannten, den Dienstknecht H. Spörri in Witellikon bei Zollikon, um einen Anzug im Wert von 40 Franken. Dann tritt er in Adliswil als «Heinrich Krauer von Gossau» bei einem Landwirt in den Dienst, schwindelt ihm 14 Franken ab und am gleichen Tag unter einem anderen falschen Namen dem Wirt Wismer zur Geduld in Enge 40 Franken. Am 10. September entwendet er seinem Dienstherrn J. Jsler in Grüningen, bei dem er als «Pfister von Mönchaltorf» als Knecht eingetreten war, Uhr und Kette im Wert von 75 Franken. Am gleichen Tag tritt er als «Albert Zollinger von Maur» bei J. Ochsner in Gutenswil ein. Er stiehlt ihm in der Nacht vom 16./17. September 3 silberne Uhren, Kleider und andere Effekten im Wert von 140-150 Franken und verschwindet.
…führt auch nach Opfikon
Am 20. September tritt er als Jakob Brunner von Zumikon in den Dienst des Gemeinderates Rudolf Wintsch von Opfikon. Er erbricht am Nachmittag des 30. September, während die Leute auf dem Feld arbeiten, den Wandkasten in der Stube und stiehlt 360 Franken in Fünflivres. Mit diesem Geld verschwindet der längst polizeilich verfolgte Dieb aus dem Kanton; die Fahndung auf ihn wird eifrig fortgesetzt.
Anfang November erfährt die zürcherische Polizei, dass der Angeklagte in Neuenstadt, Kanton Bern, bei seiner Tante, einer Frau Huggler, sich aufhält. Die Polizei fordert seine Verhaftung; der Schwindler ist aber schon abgereist.
In Frankreich gefasst – zufällig
Ehe er nach Neuenstadt gekommen ist, soll er sich in Interlaken herumgetrieben, Schwindeleien verübt und gepredigt haben. Am Tag seiner Abreise von Neuenstadt, 21. Oktober, verübt er noch eine Unterschlagung von 30 Franken. Mitte November erhält die Polizei vom Statthalteramt Neuenstadt die Mitteilung, der Angeklagte arbeitet als Schneider in Marseille. Die angegebene Adresse ist aber unrichtig und der behufs Verhaftung des Angeklagten in Anspruch genommene schweizerische Konsul in Marseille findet ihn nicht. Da stellt sich ganz unerwartet am Abend des 24. November der Angeklagte bei diesem Konsul ein. Er komme zu Fuss von Brignoles, sei unterwegs von 2 Italienern beraubt worden und bittet um Unterstützung. Er gibt dabei seinen wahren Namen an, nur will er Schlosser, nicht Schneider sein.
Der Konsul bewirkt seine Verhaftung. Auf den Vorhalt, dass er sich monatelang im Kanton Zürich mittels Diebstahls und Betrugs durchgeschlagen hat, erwidert er: Als er einmal ausgeschrieben worden sei, habe er gedacht, bestraft wird er ja doch, nun will er wenigstens nicht umsonst bestraft werden.
Der Angeklagte wird vom Gericht, in Anbetracht seiner Rückfälle, zu 2 ½ Jahren Zuchthaus und nachheriger fünfjähriger Einstellung im Aktivbürgerrecht sowie zum Ersatz des gestifteten Schadens verurteilt.
Vernissage mit Lesung
Das Opfiker Neujahrsblatt 2026 erscheint am 6. Januar im Rahmen einer Vernissage mit Lesung. Sie findet ab 17.30 Uhr in der provisorischen Stadtbibliothek im Dorf-Träff, Dorfstrasse 32 statt. Anmelden kann man sich via Mail an stadtkanzlei(at)opfikon.ch oder telefonisch unter 044 829 82 25.
Di, 6.1., 17.30 Uhr, Dorfstr. 32. Anmeldung: stadtkanzlei(at)opfikon.ch www.opfikon.ch