Mehr Steuern von Firmen, weniger von Privaten
Die Reformierte Kirchgemeinde Opfikon schliesst ihr Rechnungsjahr mit einem grossen Überschuss ab. Auch die Fusionspläne mit Kloten und Wallisellen schreiten voran.
22 Stimmberechtigte haben der Kirchgemeindeversammlung Ende Juni beigewohnt – das sind 1,2 Prozent der rund 1800 Reformierten. Dabei gab es durchaus Erfreuliches zu berichten: Die Jahresrechnung schliesst mit einem Ertragsüberschuss von knapp 897 000 Franken ab. Budgetiert war ein Defizit von fast 227 000 Franken. Die Versammlung hiess die Rechnung 2024 einstimmig gut.
Hauptverantwortlich für die Abweichung waren die Steuererträge: Sie fielen 1,17 Millionen Franken höher aus als erwartet. Dabei sind aber lediglich die Steuereinnahmen von Firmen gestiegen, diejenigen der natürlichen Personen hingegen gesunken – und zwar stärker als prognostiziert.
Weniger ausgegeben als budgetiert hat die Reformierte Kirchgemeinde unter anderem bei den Gottesdiensten, der Diakonie und der Seelsorge, weil die gemeindeeigene Pfarrstelle nicht besetzt war, und bei den Konzerten und anderen Kulturanlässen.
Mehrkosten gab es etwa beim Konto «Gemeindeaufbau und Leitung»: Neben Büromöbeln und Computern gab es nicht budgetierte Kosten für die Fusionsarbeiten sowie 50 000 Franken Mehrkosten, um die Steuern via Stadt Opfikon einzuziehen. Auch die Löhne sind gestiegen – aufgrund von Beschlüssen der übergeordneten Landeskirche. Umgekehrt nahmen weniger Jugendliche am kirchlichen Unterricht teil, was dessen Kosten senkte.
Viel Zuspruch erhält das Angebot «Zäme Zmittag ässe», das von immer mehr Menschen genutzt wird. Dabei steigen sowohl die Kosten für Einkäufe, aber auch die Erlöse. Bei den Liegenschaften wurde das Gas etwas billiger, der Strom hingegen teurer. Letzteres bedeutet auch, dass der Ertrag der grossen Photovoltaik-Anlage gestiegen ist.
Haushälterisch, mit wenig Risiko
Im Anschluss an die Rechnungsinformationen wollte ein Mitglied wissen, ob man das Geld statt zu niedrigen Zinsen nicht besser anderweitig anlegen sollte. Kirchenpflegepräsidentin Brigitta Steinemann verwies einerseits auf das höhere Risiko, das damit einherginge. Ausserdem seien Dinge in Planung, wo man das Geld brauche. RPK-Präsident Peter Bührer bescheinigte der Kirchenpflege denn auch einen haushälterischen Umgang mit den Ausgaben – und wies angesichts der Mehreinnahmen darauf hin, dass die Rechnungsprüfungskommission vor einem Jahr vergeblich eine Steuersenkung um 1 Prozent vorgeschlagen hatte.
Die RPK erhielt ausserdem ein neues Mitglied: Gewählt wurde Kathrin Balimann. Die Ökonomin und Mutter dreier erwachsener Söhne engagiert sich ausserdem im Kleintheater Mettlen, beim Chlausmärt und im Verwaltungsrat der Heilpädagogischen Schule des Bezirks Bülach.
Kirchenfusion auf gutem Weg
Unter dem Traktandum Mitteilungen gab es Neuigkeiten zur Kirchenfusion. Läuft alles nach Plan, soll die Urnenabstimmung über die gemeinsame Reformierte Kirche Wallisellen-Opfikon-Kloten (WOK) am 14. Juni 2026 stattfinden, wie an allen drei Kirchgemeindeversammlungen bekannt gegeben wurde. Sie dürfte auf dem Weg zum Zusammenschluss die grösste Hürde sein, denn aufgerufen sind alle reformierten Stimmberechtigten der drei Kirchgemeinden, also rund 8800 Mitglieder.
Wie die Kirchenpflegepräsidentin Brigitta Steinemann berichtet, treffe sich die Lenkungsgruppe regelmässig, ein vorläufiges Leitbild und ein Organigramm sind erstellt. «Wir sind gut im Zeitplan.» Am 28. November dieses Jahres soll ein (weiterer) Informationsanlass für alle drei Gemeinden in Wallisellen stattfinden.
Das Organigramm sieht eine Kirchenpflege vor, der zur Linken und Rechten ein beratender Pfarrkonvent und ein Gemeindekonvent zur Seite stehen. Operativ wird die WOK-Kirche von einer Geschäftsleitung geführt. Das Leitbild wiederum setzt sich aus den Bereichen Vision, Mission und Werte/Grundsätze zusammen. Über allem steht der Leitspruch: «Die reformierte Kirchgemeinde ‹WOK› lebt und wirkt aus der Zuwendung Gottes. In seinem Namen streben wir danach, ein Ort der Lebensfreude, der Hoffnung, des Glaubens und der Liebe zu sein.»
Neben dem Leitbild ist inzwischen auch die theologische Ausrichtung klar. Nach Reinhards Angaben will man in der WOK-Kirche eine «liberale Grundhaltung» pflegen, die aber auch evangelikalen Ausrichtungen Platz bietet.
Bislang haben sich vor allem die kirchlich Aktiven geäussert und am Fusionsprozess auch teilgenommen. Aus diesen Reihen hört Peter Reinhard, Präsident der Kirchgemeinde Kloten, bislang nichts Negatives, weder aus der eigenen noch den anderen Gemeinden. Er betont auf Nachfrage allerdings, dass das Datum der Urnenabstimmung noch nicht verabschiedet sei. «Es ist bislang lediglich Teil des Zeitplans.» So finde im November noch eine gemeinsame Retraite der Verantwortlichen der drei Kirchgemeinden statt, in der über das weitere Vorgehen beraten werde. «Anschliessend werden wir die Mitglieder über den Zeitplan informieren.» Zudem finden im Januar kommenden Jahres die ordentlichen Wahlen der Kirchenpflegen statt, die bis zu einer allfälligen Fusion am 1. Januar 2028 gewählt sind.
Im Vorfeld der entscheidenden Urnenabstimmung im Juni kommenden Jahres werden die jeweiligen Kirchenmitglieder aber noch im Februar an ihrer Kirchgemeindeversammlung über das Geschäft beraten und bei Zustimmung zuhanden der Urnenabstimmung verabschieden.
Und wenn jemand nein sagt?
Stellt sich noch die Frage, was geschieht, wenn eine der drei Gemeinden eine Fusion ablehnt? Nach Reinhards Angaben besteht in diesem Fall nach wie vor die Möglichkeit, dass sich die beiden verbleibenden Kirchgemeinden zusammenschliessen. «Allerdings muss man im Prozess dann wieder einige Schritte zurückgehen und ihn in die neue Richtung planen.»
Gemäss Reinhard ist man derzeit aber auf gutem Weg. So sind seit knapp einem halben Jahr die wesentlichen Eckpunkte eines möglichen Zusammenschlusses bekannt. Es sind inzwischen auch ein gemeinsames Leitbild und eine Organisationsstruktur verabschiedet worden. Sie dienen den Arbeitsgruppen als Leitlinien für die weiteren inhaltlichen und organisatorischen Arbeiten.
Informationen: www.ref-kloten.ch/ueber-uns/publikationen/pruefung-fusion