Gemeinsame Weihnachten mit Herz: «Es ist wie heimkommen»
Seit 2015 feiern die Menschen in Opfikon «Gemeinsame Weihnachten mit Herz». Zum kleinen Jubiläum kehrt der festliche Anlass an Heiligabend, an dem alle teilnehmen können, zurück an seinen Ursprung.
Es beginnt jeweils mit einem grünen Brief. Irgendwann im frühen Herbst liegt er im Briefkasten, ohne Briefmarke, da von Hand verteilt und ebenso geschrieben. Es ist die Einladung zur «Gemeinsamen Weihnacht mit Herz». Seit zehn Jahren ermöglicht sie Menschen in Opfikon ein besinnliches Fest – egal, ob sie allein sind, zu zweit oder mit Familie, einheimisch oder neu zugezogen und fremd hier.
Man meldet sich an (der Anlass ist kostenlos) und trifft sich immer am 24. Dezember zum gemeinsamen Feiern, geniesst ein frisch zubereitetes und serviertes Drei-Gänge-Menü mit Wein, singt zusammen Lieder, die Gilberto Fischli am Klavier begleitet, hört musikalischen Darbietungen oder Weihnachtsgeschichten (Beiträge sind willkommen) zu und geht glücklich mit einem kleinen Geschenk nach Hause. «Es soll ein festlicher Anlass sein», betont Heidi Pante. Sie ist seit Anbeginn dabei, zusammen mit Monika Maurer, Antonia Leal und Erwin Jäger – alles Freiwillige, ohne Auftrag der Stadt, der Kirchen oder anderer Institutionen. «Es macht Spass», findet Erwin Jäger. «Wir sind ein tolles, familiäres Team. Alle haben ihre Stärken, und so ergänzen wir uns.» Für den Anlass selber kommen dann noch einmal zehn Personen für Service und Küche hinzu – auch hier sind die meisten schon seit Jahren dabei.
Gestartet ist man 2015 im reformierten Kirchgemeindehaus mit 35 Gästen. Ein Jahr später waren es schon 55, und inzwischen sind es jeweils zwischen 90 und 100, bunt gemischt. «Es ist uns ein Anliegen, niemanden abweisen zu müssen», sagt Heidi Pante. Deshalb ist man vor einigen Jahren auch vom reformierten ins katholische Kirchgemeindehaus umgezogen, weil dort mehr Platz ist. Die Rückkehr in die Halden erfolgt auch primär, weil in St. Anna saniert wird. «Aber es ist auch ein bisschen wie heimkommen», findet Monika Maurer. «Es passt auch als Begegnungsort, den viele von anderen Gelegenheiten kennen.»
Hühnerhautmomente beim Singen
Immer wieder finden sich auch neue Gäste ein: ältere Ehepaare, deren erwachsene Kinder an Heiligabend bei den Schwiegereltern sind; Alleinerziehende, aber auch Familien. Eine Mutter kam mit ihrem erwachsenen Sohn wegen eines Gottesdienstes, der hier nicht stattfand. «Wir haben sie eingeladen, und sie fand danach, das sei eines ihrer schönsten Erlebnisse gewesen», erzählt Heidi Pante. Eine muslimische Mutter mit zwei Töchtern wollte eine «Schweizer Weihnacht» kennenlernen und kam während mehrerer Jahre. «Viele denken: Das ist für einsame Menschen und nichts für mich», weiss Antonia Leal. «Und nachdem sie dabei gewesen sind, finden sie: Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich schon viel früher gekommen.» Man spüre die Dankbarkeit der Menschen – und das Bedauern, wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen nicht (mehr) dabei sein kann.
Dazu braucht es aber einiges, es gibt auch einen Fahrdienst. «Manche Teilnehmende möchten sogar immer denselben Fahrer», berichtet Monika Maurer. «So sind Freundschaften entstanden.»
Ermöglicht wird der Anlass durch das Wohlwollen der Kirchen beim Vermieten der Räume, durch Sachspenden, ein Kässeli und Sponsoren. Allerdings gibt es für Letztere keine Liste und kein Verzeichnis: Es sei eine Herzensangelegenheit, betont Heidi Pante: «Und wir mussten noch nie betteln. Dafür sind wir sehr dankbar.»
Selbst auf Gottesdienste muss man deswegen nicht verzichten: Gleich nebenan in der reformierten Kirche um 22 Uhr oder um 23 Uhr in der katholischen Kirche St. Anna.
Anmelden bis 18. Dez. im AZ Gibeleich, im Stadthaus oder über 079 214 99 72. www.stadt-anzeiger.ch