Dr. Gamble: Komisches Kartenchaos

Thomas Enderle

Regeln gehören zu jedem Gesellschaftsspiel dazu: Bei «Eile mit Weile» bestimmt der Würfel, beim Jass schlägt  der Trumpf-Bauer alles und «Uno» gewinnt, wer als Erstes seine Karten los wird. Doch was, wenn sich die Spielregeln jederzeit ändern können? Genau hier setzt «Ich habe fertig» an. Der Titel lässt es vielleicht vermuten: Ganz ernst darf man das Spiel nicht nehmen.

Wer es schafft, als Erstes drei Karten mit dem titelgebenden Satz «Ich habe fertig» vor sich auszulegen, gewinnt. Oder vielleicht auch nicht. Denn jede ausgespielte Karte kann die Regeln des Spiels für diese Partie ändern. Zu Beginn werden alle Karten gemischt und als verdeckter Nachziehstapel in die Mitte gelegt. Wer an der Reihe ist, zieht eine Karte oder spielt eine aus seiner Hand aus und führt die Anweisungen darauf aus – egal, ob man das will oder nicht. Soweit die Grundregeln.

Dabei gibt es grundsätzlich drei Kartentypen: Die «Sofort»-Karten spielt man unmittelbar nach dem Ziehen aus. «Jederzeit»-Karten darf man zu einem beliebigen Zeitpunkt ausspielen, auch wenn man selbst gar nicht an der Reihe ist. «Auslage»-Karten wiederum werden nicht auf den Ablagestapel gespielt, sondern in die eigene Auslage oder – wenn es die Karte verlangt – in die Auslage vor einem Mitspieler gelegt. So kommt man zu den gesuchten drei Karten «Ich», «Habe» und «Fertig».

 

«Bei diesem Kartenspiel nützen Strategie Planung nichts. Es geht um den Spass.»

Thomas Enderle, Spieletester

 

Das klingt zunächst beschämend einfach. Doch die Karten haben es in sich. Ständig verändern sie das Spiel und die Regeln – zum Teil auf äusserst absurde Weise. Sie wirbeln die Auslagen der Spieler durcheinander, manipulieren die Handkarten oder zwingen die Mitspieler (oder einen selbst), sich ab sofort an neue Regeln zu halten. Das Auslegen von «Ich habe fertig» garantiert jedoch nicht Sieg und ist auch nicht der einzige Weg zu gewinnen.

Das meint Dr. Gamble: «Ich habe fertig» ist nicht für jedermann. Bei diesem Kartenspiel nützen Strategie Planung nichts. Es geht um den Spass. Um das unplanbare Chaos, das eine Karte auslösen kann. Um das Entdecken all der verrückten Karten, die der Autor in die Schachtel gepackt hat. Darum bleibe ich bewusst etwas vage beim Beschreiben der Karten und ihrer Effekte. Auch wenn das Glück der Entscheidungsfaktor über Sieg oder Niederlage ist, hat man als Spieler doch noch ein, wenn auch kleines Wörtchen mitzureden.

Um die gewagte Spielidee umzusetzen, hat der Verlag auf witzige Illustrationen von 30 Künstlern gesetzt. Da macht das Entdecken der Karten doppelt Spass. Wer «Ich habe fertig» ausprobieren will, sollte sich voll auf das Spiel und dessen Humor einlassen. Das fängt bereits bei der Anleitung an, die einen jovial-lässigen Ton an den Tag legt – ein Zeichen, was da noch so kommen mag.

Doch Humor ist bekanntlich Geschmackssache, und so wird «Ich habe fertig» nicht bei jedem gut landen. Immerhin sei gesagt, dass das Spiel die Brettspielfangemeinde zwar teilt, aber durchaus seine Fans hat. So ist im Herbst soeben eine zweite Version erschienen. «Fertig ich habe» bleibt beim Spielprinzip und bringt neue Karten, die eigenständig oder in Kombination mit «Ich habe fertig» an den Spieltisch gebracht werden können.

Dr. Gambles Urteil: 3,5/5

 

«Ich habe fertig» von Marco Teubner, Pegasus Spiele, 2–5 Spieler, ab 8 Jahren